Nelly Mann
Nelly Mann (geb. Emmy Johanna Westphal, auch Nelly Kröger; * 15. Februar 1898 in Ahrensbök; † 17. Dezember 1944 in Los Angeles) war die zweite Ehefrau des Schriftstellers Heinrich Mann.
Geboren als Tochter einer Dienstmagd, wuchs sie in dem Fischerort Niendorf an der Ostsee auf. In den 1920er Jahren verdiente sie ihren Unterhalt als Barfrau in Berlin und lernte dort 1929 den 27 Jahre älteren Schriftsteller Heinrich Mann kennen. Sie wurden ein Paar, traten aber in der Öffentlichkeit zunächst nicht gemeinsam auf. Da Heinrich Mann als Gegner der Nationalsozialisten im Februar 1933 Deutschland verließ, um drohender Verhaftung zu entgehen, folgte Nelly ihm wenige Monate später ins Exil nach Südfrankreich. Sie lebte mit dem Schriftsteller sieben Jahre in Nizza, wo sie am 9. September 1939 standesamtlich heirateten.
Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Frankreich mussten sie 1940 erneut fliehen. Mit Hilfe der amerikanischen Hilfsorganisation Emergency Rescue Committee gelang es ihnen, im Oktober 1940 illegal über die Pyrenäen nach Spanien und über Lissabon in die USA zu entkommen. Sie wohnten in Los Angeles, in der Nähe von Heinrich Manns Bruder Thomas Mann, der bereits seit 1938 als erfolgreicher Schriftsteller in Amerika lebte. Die materielle Abhängigkeit von ihm wuchs, weil Heinrich Mann mit seiner literarischen Arbeit kaum noch Geld verdienen konnte, denn seine Romane fanden auf dem amerikanischen Buchmarkt keinen Anklang. Nelly trug nach Kräften zum Lebensunterhalt bei und nahm verschiedene Hilfstätigkeiten an. Anerkennung erhielt sie dafür nicht, weder von Thomas Mann und seiner Familie, noch von den Mitgliedern der deutschen Exilgemeinde in Los Angeles, die bereits in Frankreich aus ihren Vorbehalten gegen die wenig gebildete, ehemalige Bardame keinen Hehl gemacht hatten.
Nelly Manns Leben wurde durch die soziale Isolation, ihre labile psychische Gesundheit und ihren zunehmenden Alkoholkonsum immer mehr überschattet. Nach vier zermürbenden Jahren in den USA, mehreren Selbstmordversuchen und Krankenhausaufenthalten brachte sie sich Ende 1944 mit einer Überdosis Schlaftabletten um und wurde auf dem kommunalen Friedhof Woodlawn Memorial Cemetery in Santa Monica beerdigt, wo sich bis heute ihr Grab befindet. Nach ihrem Tod entstanden viele Legenden um Nelly Mann, begünstigt durch die Tatsache, dass bis heute nur wenige biographische Daten aus ihrer Kindheit und Jugend bekannt sind. Durch zahlreiche Anekdoten in der Memoiren- und Erinnerungsliteratur aus dem französischen und kalifornischen Exil, besonders aber durch die abwertenden Statements Thomas Manns und seiner Familie verdichtete sich mit der Zeit ein biografisches Bild, wonach Nelly Mann eine ordinäre, alkoholabhängige Lebedame mit anrüchiger Vergangenheit gewesen sei, die durch üppige Weiblichkeit den alternden Schriftsteller an sich gebunden und in den Ruin getrieben habe. Neuere Forschungen allerdings weisen nach, dass viele der bisherigen Annahmen über Nelly Manns Werdegang, ihr Leben in Berlin und ihr Zusammenleben mit Heinrich Mann unzutreffend sind und ihrer Persönlichkeit nicht gerecht werden. In Heinrich Manns Werk finden sich besonders in seinem 1933 erschienenen Roman Ein ernstes Leben Bezüge zu ihrer Person, die aber überwiegend fiktional sind.