Neue Ära (Preußen)
„Neue Ära“ ist die Bezeichnung für eine Phase der politischen Geschichte Preußens zwischen 1858 und 1861/1862. Den Anfangspunkt der „Neuen Ära“ markiert der Regentschaftswechsel von Friedrich Wilhelm IV. zu Wilhelm, welcher ab Oktober 1858 als Prinzregent und ab 1861 als König von Preußen die Regierungsgeschäfte führte. Als Endpunkte der „Neuen Ära“ gelten die Ausweitung des Heeres- zum Verfassungskonflikt ab Frühjahr 1861 oder die Ernennung Otto von Bismarcks zum preußischen Ministerpräsidenten im September 1862.
Die „Neue Ära“ kennzeichnete eine liberal-konservative Regierungspolitik, die Ablösung einer konservativen durch eine liberale Mehrheit im preußischen Landtag und ein Rückgang polizeistaatlicher Verfolgung. In der politischen Öffentlichkeit wurden Forderungen nach einer nationalstaatlichen Reform des Deutschen Bundes wieder vermehrt geäußert. Umstritten ist in der Forschung, ob oder inwieweit die „Neue Ära“ eine reale Abkehr von der vorhergehenden „Reaktionsära“ (1850–1858) darstellte. In der Forschung verbindet sich mit der „Neuen Ära“ häufig die Frage, ob eine Parlamentarisierung Preußens und Abschwächung des Obrigkeitsstaates Anfang der 1860er Jahre möglich war.