Neue Sachlichkeit (Literatur)
Die Neue Sachlichkeit ist eine Richtung der Literatur der Weimarer Republik. In den ihr zugerechneten Werken ist die zwischen den Weltkriegen hervortretende Tendenz zu illusionslos-nüchterner Darstellung von Gesellschaft, Erotik, Technik und Weltwirtschaftskrise als Reaktion auf den literarischen Expressionismus erkennbar. Die Vertreter der Neuen Sachlichkeit in der Literatur sind dem späten Naturalismus verbunden, doch von ihm unterschieden durch ein ernüchtertes politisch-soziales Bewusstsein und durch Aufgeben des pseudo-naturwissenschaftlichen Objektivitätsanspruchs. In anderen europäischen und in der US-amerikanischen Literatur gibt es in den 1920er und 1930er Jahren verwandte Strömungen.
Wer als erster den Begriff Neue Sachlichkeit benutzt hat, ist unklar. Als Namensgeber genannt werden Otto Dix (1922) und Gustav Friedrich Hartlaub (1923). Beide beziehen den Begriff auf eine Kunstrichtung mit Merkmalen, die denen der Neuen Sachlichkeit in der Literatur vergleichbar waren. Die Kunstausstellung Neue Sachlichkeit in Mannheim 1925 könnte als Beginn der Dominanz der Neuen Sachlichkeit als Epochenstil gesehen werden. 1926 wurde die Bezeichnung von der niederländischen Kunstzeitschrift De Stijl auf die Literatur übertragen.
Aufstieg und Niedergang des Stils der Neuen Sachlichkeit sind in Deutschland eng mit der Geschichte der Weimarer Republik (1919–1933) verbunden. Der Niedergang der Neuen Sachlichkeit begann mit der Weltwirtschaftskrise 1929. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 begann eine neue Blütezeit pathetisch-ideologischer Literatur. Der demokratiefreundliche Gehalt der Schriften der Autoren der Neuen Sachlichkeit führte zur Verbrennung ihrer Bücher, teils auch zur Verhaftung der Autoren, denen es nicht gelungen war, rechtzeitig ins Exil zu flüchten.