Nosokomiale Infektion
Eine nosokomiale Infektion (von altgriechisch νόσος nósos, deutsch ‚Krankheit‘ sowie κομεῖν komein, deutsch ‚pflegen‘), Hospitalinfektion oder Krankenhausinfektion (griechisch Nosokomeion bzw. lateinisch Nosocomium für ‚Krankenhaus‘) ist eine Infektion, die im Zuge eines Aufenthalts oder einer Behandlung in einem Krankenhaus oder einer Pflegeeinrichtung auftritt. Laut Definition der nosokomialen Infektion darf der Infektionstag, d. h. der Tag mit dem ersten Symptom, frühestens der Tag 3 des Krankenhausaufenthaltes sein.
Klassifikation nach ICD-10 | |
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A00-B99 | Bestimmte infektiöse und parasitäre Krankheiten |
T88.8 | Sonstige näher bezeichnete Komplikationen bei chirurgischen Eingriffen und medizinischer Behandlung, anderenorts nicht klassifiziert |
Y95 | Nosokomiale Faktoren |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Die mit Abstand häufigsten Krankenhausinfektionen sind heute Harnwegsinfekte, Venenkathetersepsen, Lungenentzündungen bei künstlicher Beatmung (Beatmungspneumonien) und Wundinfektionen nach Operationen. Etwa 3,5 % aller Patienten in Deutschland bekommen auf Allgemeinstationen eine Krankenhausinfektion, auf Intensivstationen ca. 15 %.
Die Rate von Krankenhausinfektionen wird unter anderem von folgenden Faktoren beeinflusst:
- der Altersstruktur der Krankenhauspatienten;
- der Häufigkeit und Schwere von Begleiterkrankungen, insbesondere solchen mit Schwächung der körpereigenen Infektionsabwehr;
- dem Einsatz operativer Techniken bzw. apparativer, invasiver Maßnahmen bei vorher nicht oder schlecht behandelbaren Erkrankungen;
- der Durchführung therapeutischer Maßnahmen, die die Abwehrkraft herabsetzen;
- dem Wissenstand des Fachpersonals in den Krankenhäusern zum Thema Hygiene und Infektionsvermeidung; u. a. gilt die Beschäftigung von Fachärzten für Hygiene in den Krankenhäusern als Mittel zur Senkung der Krankenhausinfektionsrate;
- der Krankenhausorganisation;
- die Größe des Krankenhauses (Anzahl Betten);
- Personalmangel;
- Antibiotika-Einsatz, insbesondere Breitspektrum-Antibiotika
Am Ende des 20. Jahrhunderts hat der hohe Antibiotikaeinsatz in der Behandlung von bakteriellen Infektionskrankheiten zu einer deutlichen Zunahme von multiresistenten Problemerregern geführt: Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA), Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) und weitere, wobei die häufigsten Erreger nosokomialer Infektionen unter dem Sammelbegriff ESKAPE-Pathogene (Enterococcus faecium, Staphylococcus aureus, Klebsiella pneumoniae, Acinetobacter baumannii, Pseudomonas aeruginosa und Enterobacter) geführt werden. Der vermehrte Einsatz von Breitspektrum-Antibiotika steht mit der Zunahme von multiresistenten Erregern in direkter Wechselbeziehung. Zunehmend verkompliziert sich demzufolge auch die antibiotische Therapie von Hospitalinfektionen, wobei häufig mehr als ein Arzneimittel appliziert werden muss.