Pappmachédynastie Adt

Die Pappmachédynastie Adt war ein Familienunternehmen in der Gebrauchsgüterfabrikation, das in über 200 Jahren seit Mitte des 18. Jahrhunderts von kleinster manueller Fertigung zur Weltmarktführerschaft für Pappmachéprodukte gewachsen und durch die wechselvolle Geschichte und ruinöse Wirtschaftspolitik im Saargebiet in den Bankrott getrieben wurde. Mehrere Produktionsstätten in Deutschland und Frankreich sowie die Größe der Belegschaft von mehreren Tausend Mitarbeitern führten zur Gründung eigener Krankenhäuser, einer Sparkasse und einer Betriebskrankenkasse. Auf dem Höhepunkt des Erfolgs am Anfang des 20. Jahrhunderts gehörte das Unternehmen zu „einem der größten Arbeitgeber in der Saarregion“. Der Warenkatalog listete über 10.000 Produkte: von Knöpfen über Schnupftabakdosen bis hin zu Papphülsen für Granaten, Papier-Wagenräder und Isolationsmittel für Stromleitungen produzierte das Unternehmen nahezu alles, was aus Pappmaché hergestellt werden konnte. Es besaß etliche Patente und gilt als Erfinder des synthetischen Australits.

Im Stammwerk in Saarbrücken-Ensheim () wurde bereits 1889 mit einem eigenen Kraftwerk die elektrische Stromversorgung – sowie für den ganzen Ort die Wasserversorgung – sichergestellt. Das Unternehmen besaß seit 1849 eine eigene Dampfmaschine und hatte eine Minderheitsbeteiligung an einer Straßenbahnlinie. Das Werk in Forbach () überflügelte nach dem Deutsch-Französischen Krieg die Produktionsleistung in Ensheim und wurde bis 1918 der Firmensitz. In Forbach waren auch die Beiträge zur öffentlichen Wohlfahrt mit dem Bau von Arbeiterhäusern, einem Krankenhaus, Schulen, einer Konzerthalle, Gas-, Wasser- und Elektrizitätswerk und einem Arbeiterheim bedeutender als in Ensheim, obwohl auch dort die eigenen Interessen die Triebfeder der Fürsorge gewesen sein müssten. In der Zeit um 1900 trug die Firma Adt wesentlich zur jeweiligen Stadtentwicklung bei. Sowohl in Ensheim als auch in Forbach stellte die Familie eine Zeit lang den Bürgermeister.

Mit dem Niedergang der Firma Gebr. Adt nach dem Zweiten Weltkrieg erwuchs aus der Arbeiterschaft die Hager Group, die die innovativen Bereiche des alten Unternehmens fortführen konnte und immer noch unter anderem am alten Adt-Standort in Ensheim produziert, auch wenn der Firmensitz inzwischen ins 12 Kilometer entfernte Blieskastel verlagert wurde.

Zu den umfangreichen familiären Besitzungen gehörten zeitweise auch Energieversorgungsunternehmen und Ziegeleien.

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