Phi-Phänomen
Als Phi-Phänomen wird im engeren Sinne eine Scheinbewegung bezeichnet, die bei einer mit recht hoher Frequenz alternierenden Darstellung relativ nahe beieinander liegender optischer Reize wahrgenommen wird. Im Gegensatz zur bei einer niedrigeren Frequenz wahrzunehmenden Beta-Bewegung wird dabei keine Bewegung der dargestellten Objekte selbst wahrgenommen, sondern ein diffuses, gestaltloses schattenartiges Etwas, das zwischen den dargestellten Objekten hin- und herspringt und diese abwechselnd zu verdecken scheint. Dieser Schatten wird meist in etwa in der Farbe des Hintergrunds wahrgenommen. Diese Scheinbewegung wurde erstmals von Max Wertheimer in seinem 1912 veröffentlichten Habilitationsschrift Experimentelle Studien über das Sehen von Bewegung beschrieben.
Im weiteren Sinne, insbesondere wenn im Plural von Phi-Phänomenen gesprochen wird, umfasst der Begriff alle Scheinbewegungen, die bei alternierender Darbietung zweier optischer Reize wahrgenommen werden können, also insbesondere auch die Beta-Bewegung, die bei der Wahrnehmung bewegter Bilder von Bedeutung ist. Jedenfalls bezog Wertheimer, als er den Begriff „φ-Phänomen“ 1912 einführte, diesen auf alle in seiner Publikation beschriebenen Scheinbewegungen, die schattenartige, objektlose Bewegung nannte er „reines φ“. Allerdings sind einige Wissenschaftler überzeugt, er habe mit dem griechischen Buchstaben Phi ausschließlich die objektlose Bewegung gemeint.