Possumfell

Possumfell ist das Fell des Fuchskusus, auch Possum genannt. Dieses für die Pelzwirtschaft wichtigste und wertvollste Beuteltier Australiens und Neuseelands ist ein etwa mardergroßes Baumtier. Das Fell des Possums wird zu Bekleidung und Pelzdecken verarbeitet, außerdem wird das Haar seit Anfang dieses Jahrtausends kommerziell zu Wolle versponnen.

Die gelbgraue Sorte des Possumfells wurde im Handel früher als Australisch Opossum bezeichnet, die braune Sorte als Tasmanisch Opossum. Dem jetzigen Hauptaufkommen und der heutigen zoologischen Benennung entsprechend wird es nur noch nach dem Ursprungsland (unabhängig von der Färbung) als Neuseeländisches Opossum, besser noch Neuseeländisch Possum, bezeichnet, da für das Tier inzwischen der englische Name Possum anstelle Opossum gebräuchlich ist. Damit kann es sprachlich nicht mehr mit dem erheblich anders aussehenden Opossum Amerikas verwechselt werden.

Das als Ringtail oder Ringtail-Possum (Ringtail-Opossum) bezeichnete Fell (die größten wurden anfangs als „rock-Opossums“ gehandelt) des Ringelschwanz-Kletterbeutlers war nur wenig im Handel, das Tier ist inzwischen geschützt.

Schon bevor die Europäer nach Australien kamen, wurde der Fuchskusu bejagt. Nicht nur das für uns wegen seines Geruchs widerliche Fleisch wurde von den Einwohnern als Delikatesse verzehrt, sie fertigten aus den Fellen einen Überwurf, der viel getragen wurde. Marn Grook hieß ein Spiel der Wurundjeri, bei dem der Ball aus Possumfell gefertigt war. Die Populationen waren durch die einheimische Nutzung kaum bedroht. Die ersten als australisches Opossum bezeichneten Felle kamen als Decken verarbeitet in den Handel, die von den Ureinwohnern angefertigt und an die europäischen Ansiedler verkauft worden waren. Diese exportierten sie in den internationalen Fellhandel. Als im Verlauf der 1870er Jahre Opossum mehr und mehr Mode wurde und die Ausfuhren der Felle Millionenhöhe erreichten, wurden Schonzeiten eingeführt oder der Kusu zeitweilig ganz unter Schutz gestellt. Neben der Verwendung zu Pelzinnenfuttern, Besätzen, Pelzkrawatten, Pelzmützen und Muffen wurden die Felle um 1900 insbesondere in Russland zu Herrenpelzen verarbeitet. Aus den Possumschweifen wurden bevorzugt Herrenkragen hergestellt.

Bis in die 1990er Jahre wurden die naturgrauen Possums als australische Opossum, die naturbraunen als tasmanische Opossum gehandelt. Die letzten Jahrzehnte kamen aber praktisch keine australischen Possums mehr auf den Markt, fast das gesamte Aufkommen stammte aus Neuseeland von ursprünglich aus Tasmanien eingeführten Tieren. Kamen Possumfelle bis Ende des 20. Jahrhunderts hauptsächlich über Auktionen auf den Weltmarkt, werden sie heute in der Regel freihändig gehandelt. Sammler kaufen die Felle von den Jägern auf, um sie dann vorsortiert weiter an den internationalen Großhandel abzugeben.

In Neuseeland wird das Tier inzwischen wegen seines massenhaften Auftretens und der angerichteten Schäden, zum Beispiel in der Landwirtschaft und in Gärten, als Schädling angesehen. Auf Grund der deshalb betriebenen Bejagung fallen in großer Menge Possumfelle an, zeitweilig wurde die Jagd sogar staatlich subventioniert. Bis etwa 2005/2006 wurde deshalb ständig nach Absatzmöglichkeiten für die nicht ausreichend nachgefragten Felle gesucht, dann brachen die Lieferungen schlagartig ab, seit Ende 2007 wird der Artikel in geringerem Umfang und zu gestiegenen Preisen wieder angeboten. Der Grund ist, Possumhaar wird inzwischen zu besonderen Garnen versponnen, der Preis für die Wolle ist offenbar so hoch, dass sich der Aufwand für das Aus- und Nachsortieren der pelzgeeigneten Felle nicht mehr rentiert, beziehungsweise es am Pelzmarkt nur in kleinem Umfang möglich ist, einen für die Sammler attraktiveren Preis durchzusetzen.

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts bis nach dem Ersten Weltkrieg war das weiche Possumfell ein bevorzugtes Fellmaterial für Herren, insbesondere als Schalkragen auf Gehpelzen und für Sportjacken. Der Rauchwarenhändler Jury Fränkel (1899–1971) erinnerte sich, dass um 1910 auf der Eisenbahnfahrt zum Pelzhandel auf der Irbit-Messe im kalten Sibirien die Reisenden eine sogenannte Dochá dabei hatten, einen Fahrpelz, meist ein Fohlenmantel, der mit Australischem Opossum gefüttert war. 1902 wurde als letzte Neuheit für den Herrn ein Sportpaletot aus Seehundfell angepriesen, mit kurzem, schwarzem, glänzendem Haar, mit Stoff gefüttert und Besätzen von opossum-australienne, und wenn gewünscht auch die Gamaschen. 1914 empfahl ein Fachbuch den unvergleichlich leichten Pelz als den dankbarsten Reiseanzug für praktische Männer. Als Besatz an Mütze und Kragen kleidet er namentlich blonde Frauen ausgezeichnet. Im Westen der USA fertigte man um 1936 Männerjacken, die zusätzlich mit Lammfell ausgefüttert waren. Sie wurden zur Jagd und bei der Arbeit im Freien getragen.

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren neben ähnlich gearbeiteten Fellmaterialien vor allem mit Lederstreifen gemixte Possumpelze in Deutschland en vogue. Die aufwändige Näharbeit wurde meist in Billiglohnländern, wie Korea, gefertigt. Hauptsächlich mit der Lederseite nach außen getragen ergab das besonders leichte und trotzdem warme Damenwintermäntel oder -jacken, die in erheblicher Stückzahl verkauft wurden. Vielfach wurden mit farbigen oder metallic-beschichteten Lederstreifen besondere Ornamente erzeugt. Die Musterung blieb jedoch sehr charakteristisch, irgendwann war die modebewusste Kundin es offenbar überdrüssig und das Possumfell geriet weitgehend in Vergessenheit.

Derzeit wird Possum, verglichen mit dem Hauptartikel der Pelzmode, dem Nerz, in und für Europa nur in sehr geringer Menge verarbeitet. Wichtige Importländer für das Fell waren zuletzt Korea und China (Stand 2014). Einige deutsche Kürschner haben als Marktnische geschorene, nappierte Possumjacken, insbesondere für Herren, entdeckt. Bei den Felldecken hat Possum wegen seiner wertigen Optik und des angenehm weichen Haars jedoch traditionell einen hohen Marktanteil, außerdem neigt es verglichen mit anderen langhaarigen Fellen kaum zum Haaren.

Der Haltbarkeitskoeffizient für das Possumfell wird mit 50 bis 60 Prozent angegeben, für die seinerzeit über Adelaide gehandelten 30 bis 40 Prozent; für das einmal als Ringtail(-Opossum) im Handel gewesene Fell 40 bis 50 Prozent. An entsprechend beanspruchten Stellen neigt das weiche, leicht krause Haar zum Verfilzen. Bei einer Einteilung der Pelzarten in die Haar-Feinheitsklassen seidig, fein, mittelfein, gröber und hart wird das Possumhaar als mittelfein eingestuft.

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