Pränatalpsychologie

Die Pränatalpsychologie lässt sich zwar als ein Teilgebiet der Entwicklungspsychologie auffassen, historisch gesehen entwickelte sich jedoch ein Großteil der pränatalpsychologischen Annahmen, Theorien und Spekulationen innerhalb des heterogenen Gebietes der Psychoanalyse. Insofern bezeichnet der Begriff Pränatalpsychologie häufig interdisziplinäre Ansätze, die mehrere Teildisziplinen der Psychologie und angrenzender wissenschaftlicher Gebiete verbinden. Das gilt bereits für die Theorien von Otto Rank, der 1924 das Buch Das Trauma der Geburt und seine Bedeutung für die Psychoanalyse veröffentlichte. Darin beschäftigte er sich mit den psychischen Folgewirkungen der Geburt und ebenso mit Überlegungen zum pränatalen Erleben des Fötus. Rank knüpfte bereits die Verbindung zwischen Pränatalpsychologie und einer (psychoanalytischen) Kulturtheorie.

Begrenzt man den Inhalt der Pränatalpsychologie allerdings im Sinne der akademischen Psychologie, dann besteht ihr Gegenstand in der Beschreibung und Erklärung von Erleben und Verhalten während der pränatalen Zeit. Sofern das Geburtsgeschehen selbst und die erste Zeit danach ebenfalls thematisiert werden sollen, spricht man von prä- und perinatal-psychologischen Aspekten. Auch in diesem Sinn kann nach den postnatalen Auswirkungen der pränatalen Zeit gefragt werden.

Eine verbreitete Annahme zur Pränatalzeit war die, dass der Fötus von Außenreizen praktisch vollständig abgeschirmt sei. Daher würden sich Wahrnehmung und Bewusstsein erst nach der Geburt entwickeln. Mittlerweile liegen allerdings empirische Befunde vor, die zeigen, dass Verhalten und vermutlich auch Erleben bereits pränatal entstehen. Dies gilt auch für den subhumanen Bereich: akustische Konditionierung beispielsweise lässt sich u. a. an Rattenföten nachweisen.

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