Preziosität
Als preziös und Preziosität (von französisch précieux „edel“, „kostbar“, „affektiert“ und préciosité „Affektiertheit“, „Geziertheit“) galten in Frankreich etwa seit Mitte des 17. Jahrhunderts Lebens-, Empfindungs- und Ausdrucksweisen von äußerster oder übersteigerter Kultiviertheit; diese wurden vorab der Pariser Salonkultur zugeschrieben, und die Begrifflichkeit fand insbesondere im abschlägigen Namen Preziöse für ein weibliches Publikum Anwendung, das sich in genannter Art höchst auffällig hervorgetan haben soll.
Eine programmatisch handelnde Bewegung oder Gruppe bestimmter Frauen und Männer waren Preziosität und Preziöse allerdings nicht. Die jüngere Forschung, die den Begriff der Preziosität in ein emanzipatorisches Umfeld setzt, versteht „die Preziösen“ sogar als travestierende Schöpfung der Literatur und Literaturkritik ihrer Zeit mit Molières Theaterstück Les Précieuses ridicules (Die lächerlichen Preziösen, uraufgeführt 1659, gedruckt 1660) als Dreh- und Angelpunkt. Als der größere Rahmen, in dem sich die Begriffsprägung vollzog, gelten die gesellschaftlichen und kulturellen Debatten der querelle des femmes und der querelle des anciens et des modernes.