Rückkehr nach Reims

Rückkehr nach Reims (Original: Retour à Reims) ist ein autobiografisch-politisches Buch des französischen Soziologen und Schriftstellers Didier Eribon. Es erschien 2009 auf Französisch und 2016 in der Übersetzung von Tobias Haberkorn auf Deutsch. Das Buch wurde in Frankreich und in Deutschland zu einem Bestseller. Der Buchtitel Rückkehr nach Reims wurde als Anspielung auf Gioachino Rossinis Oper Reise nach Reims interpretiert. Womöglich nimmt der Autor durch diesen aber auch Bezug auf die am 17. Januar 1919 von der Comtesse Marguerite de Mun ins Leben gerufene gleichnamige Aktion zur Förderung des Wiederaufbaus der während des Ersten Weltkriegs weitgehend zerstörten Stadt.

Eribon untersucht die Entfaltung der eigenen Homosexualität im Zusammenhang mit der politischen Kultur seines Herkunftsmilieus der nordfranzösischen Arbeiterschaft. Er erweitert mehrmals die Selbsterforschung, indem er Homophobie und Rassismus seines Herkunftsmilieus mit dem Widerspruch zwischen linkem Selbstverständnis und aktuell rechtem Wahlverhalten verbindet. In dem auf Deutsch im Oktober 2017 erschienenen Buch Gesellschaft als Urteil. Klassen, Identitäten, Wege schließt er an Rückkehr nach Reims an. Seine Mutter ist erneut Thema in seinem Buch Vie, vieillesse et mort d'une femme du peuple (2023, deutscher Titel 2024 Eine Arbeiterin. Leben, Alter und Sterben).

Als Philosoph und Soziologe sucht er eine linke theoretische Perspektive zwischen Sozialdemokratie und dogmatischem Sozialismus. Er integriert Ansätze und Ergebnisse von Pierre Bourdieu, Jean-Paul Sartre, Michel Foucault, Antonio Gramsci, Paul Willis und Stuart Hall, der z. B. mit seiner Analyse des Thatcherismus ebenfalls die Rechtswendung der Wähler durch das Versagen der Linken erklärte. Der Untergang des neue Ansätze zensierenden Marxismus der 60er und 70er Jahre sei eine notwendige Voraussetzung für diese Erweiterung der Perspektiven gewesen.

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