Radikalaufklärung

Der philosophiegeschichtliche Begriff Radikalaufklärung (englisch: radical enlightenment, französisch: lumières radicales) ist in den letzten Jahrzehnten aus einer transatlantischen Debatte über die geistesgeschichtlichen Ursachen der Entstehung des englischen Bürgerkriegs, der amerikanischen und der französischen Revolution hervorgegangen.

Angestoßen wurde diese Debatte durch ein Buch der US-amerikanischen Historikerin Margaret C. Jacob aus dem Jahre 1981: The Radical Enlightenment, Pantheists, Freemasons and Republicans. Seitdem ist der Begriff Radikalaufklärung in zahlreichen Monographien und Sammelbänden, wie z. B. in der monumentalen Trilogie von Jonathan I. Israel, weiter erhellt und kontrovers diskutiert worden. Aufklärungshistoriker wie Margaret C. Jacob, Jonathan I. Israel und Martin Mulsow betrachten das Zeitalter der Aufklärung nicht mehr als in sich einheitlich.

Sie unterscheiden zwei ideologische Hauptströmungen, die im späten 17. Jahrhundert aufkamen und das ganze 18. Jahrhundert hindurch fortbestanden:

Die Radikalaufklärer gingen besonders kämpferisch und subversiv gegen den Pakt von Adel und Klerus vor, verbreiteten umstürzlerisches, republikanisches Gedankengut, so dass ihre Werke nur klandestin und anonym verbreitet werden konnten. Sie wurden zensiert, immer wieder verboten und öffentlich verbrannt. Diese „gottlosen“ materialistischen und spinozistisch-pantheistischen Radikalaufklärer, die von Philipp Blom (2011) so genannten „bösen Philosophen“, z. B. Diderot, Helvétius, Paul Henri Thiry d’Holbach, Julien Offray de La Mettrie, Thomas Paine, Marquis de Sade, riskierten Gefängnisstrafen, Verbannung oder gar den Scheiterhaufen.

Insbesondere aus dieser radikalaufklärerischen Strömung stammen die geistesgeschichtlichen Grundlagen der Revolutionen des 18. Jahrhunderts.

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