Radioquote
Radioquote bezeichnet eine Quotenregelung im Hörfunk, die Anteile bestimmter Programmarten am Gesamtprogramm eines Radiosenders regelt, so dass insbesondere kulturelle und/oder ökonomische Funktionsziele nachhaltig erreicht werden. Musikquote und Nachrichtenquote bezeichnen den Anteil von Musik zu Nachrichten im Gesamtprogramm. Es gibt staatliche Quotenregelungen, die das Verhältnis fremdsprachiger Musik zu einheimischer im Radio vorgeben, dabei können sich die verordneten speziellen Musikquoten u. a. auf die nationale Herkunft der Künstler, die Art der Musik oder die verwendete Sprache beziehen. Bei einem Bezug auf die verwandte Sprache ist die Behandlung von Instrumentalmusik zu berücksichtigen. Diese Verhältnisse können auch von sich aus von den Sendestationen eingehalten werden oder sich aus der Sendepraxis von selbst ergeben.
Die Radioquote kann also
- freiwillig von den nationalen Sendestationen eingeführt bzw. eingehalten werden (freiwillige Selbstverpflichtung bzw. Selbstregulierung),
- staatlich vorgegeben (staatliche Regulierung) oder
- eine Kreuzung aus den beiden „Reinformen“ (Ko-Regulierung) sein.
Beispielsweise führten Kanada 1971 und Frankreich 1994 die Radioquote auf Basis einer staatlichen Regulierung ein. Bei den diesbezüglichen WTO-Verhandlungen stützen sich Kanada und Frankreich auf die Hauptargumente der Notwendigkeit einer ausgeprägten Kulturpolitik zum Schutz der Vielfalt, des Gemeinwohls, aber auch mit dem Zweck der Wettbewerbsfähigkeit. Von dreißig weltweit untersuchten Ländern haben zwanzig eine gesetzlich geregelte Radioquote (staatliche Regulierung), zusätzlich verpflichten sich nationale Radiosender von fünf weiteren Staaten zu einer Selbstregulierung, die derart umgesetzt wird, dass sie von vier Ländern übertroffen wird, aber von einem Land bis dato nicht umgesetzt wurde.
Paul Mason konnte in dessen wissenschaftlicher Studie „Assessing the impact of Australian music requirements for radio“ aus dem Jahre 2003 feststellen, dass kein einziger Titel ohne Radio-Ausstrahlungen Einzug in die Charts gefunden hat. Andererseits würde niemand bereit sein, Gelder zu zahlen, wären die Radios als Marketinginstrument zur Verkaufsförderung von Tonträgern nicht verkaufsrelevant. Diesen Umkehrschluss müssen die zahlreichen Payola-Skandale („bezahlen für das Spielen“) der letzten Jahrzehnte ziehen lassen, welche mehr oder weniger verdecktes Schmiergeld der Plattenindustrie an Radio-DJs zum Inhalt haben, um die eigenen Songs im Programm platzieren zu können. Hierfür bezeichnend ist auch, dass die österreichische Dialektmusik vor allem in den 1980er Jahren in den österreichischen Verkaufscharts repräsentativ war, also zu der Zeit, als es noch die Ö3 Formate das „Rot-Weiß-Rote Radio“ und die Austroparade gab, die sich ausschließlich der österreichischen Popmusik (Austropop) widmeten.