Reaktionsbildung

Reaktionsbildung steht in der Psychoanalyse für einen Abwehrmechanismus. Ein Triebimpuls aus dem Unbewussten wird abgewehrt, indem eine entgegengesetzte Verhaltensweise entwickelt wird. Beispiele:

  • Ein Parteimitglied lobt begeistert seinen Parteichef, obwohl eine unbewusste Ablehnung des Parteichefs besteht.
  • Ein Mensch mit starker homoerotischer Neigung wehrt diese ab, indem er eine starke Homophobie entwickelt.
  • Ein Kuckuckskind reagiert auf unterschwellig wahrgenommene Anzeichen einer als schamhaft abgewehrten Vaterschaftsdiskrepanz mit einer hypertrophen Bedeutungssetzung der fälschlich zugeschriebenen väterlichen Blutlinie.
  • Unterdrückte Aggression äußert sich in übermäßiger Freundlichkeit.

Es werden also Triebe und Wünsche – teilweise unbewusst – für inakzeptabel gehalten und durch etwas ersetzt, das der ursprünglich beabsichtigten Reaktion diametral entgegengesetzt ist, jedoch ein sozial erwünschtes Verhaltensmuster darstellt. Dieses Verhalten wird wie alle Abwehrmechanismen ausgebildet, um Schuldgefühle und Angst, aber auch andere unlustvolle Erlebenszustände (Trauer/Verlassenheit, Wut, Scham, Schuld, Ekel) zu bewältigen.

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