Rechenkünstler
Rechenkünstler, auch Rechengenies, Schnell- oder Blitzrechner nennt man Menschen, welche auch schwierigere Rechnungen außergewöhnlich schnell mit Kopfrechnen lösen können.
Im 19. Jahrhundert waren Rechenkünstler internationale Bühnenstars. Die Fähigkeit des schnellen Kopfrechnens hat keine Beziehung zu mathematischer Intelligenz oder Kreativität. So waren die wenigsten großen Mathematiker auch gute Schnellrechner – Ausnahmen waren beispielsweise der Neuseeländer Alexander Aitken und der US-Amerikaner John von Neumann.
2005 führte eine Gruppe von Forschern unter der Leitung von Michael W. O’Boyle, einem amerikanischen Psychologen, der zuvor in Australien arbeitete und jetzt an der Texas Tech University tätig ist, MRT-Scans des Blutflusses während mentaler Operationen von Rechenkünstlern durch. Diese mathematischen Wunderkinder zeigten während einer mentalen Rotationsaufgabe einen stärkeren Anstieg des Blutflusses in den Teilen des Gehirns, die für mathematische Operationen zuständig sind, als dies normalerweise der Fall ist. Roland Friedrich vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften scannte Probanden beim Kopfrechnen mit einem überraschenden Ergebnis: Rechenkünstler und Normalbegabte zeigen dieselben Hirnaktivitäten, bei Mathe-Genies sind sie nur schneller und automatischer, doch die Gehirne sind prinzipiell gleich. Und: es gibt kein Rechenzentrum im Gehirn. Verschiedene Areale leuchten während des Rechnens auf, die auch für andere Aufgaben genutzt werden. Daraus schloss der Forscher, dass ein Mathematik-Gen nicht nachweisbar ist. Gen-Kombinationen beeinflussen jedoch zum Beispiel die Plastizität des Gehirns, wie das Hirn auf Training reagiert.