Reformation in Siebenbürgen
Mitte des 16. Jahrhunderts erreichte die Reformation die im heutigen Zentralrumänien gelegene Region Siebenbürgen. Reformatorische Gedanken wurden hier zunächst durch deutschsprachige Gelehrte eingeführt, die in engem Austausch mit den Reformatoren im Heiligen Römischen Reich standen. Das sich schnell ausbreitende Gedankengut führte schon in den 1570er Jahren zu einer Konfessionsbildung und -kultur, die im Wesentlichen den ethnischen und sprachlichen Grenzen innerhalb des Landes folgte. Aufgrund der Beschlüsse der Siebenbürger Landtage entwickelte sich das autonome Fürstentum zu einer „Pionierregion frühneuzeitlicher Religionsfreiheit“. Im Ergebnis lebten in Siebenbürgen fünf Konfessionen relativ friedlich miteinander, die sich auf drei Sprachräume verteilten: Neben den evangelisch-lutherischen deutschsprachigen Siebenbürger Sachsen waren dies katholische, reformierte und unitarische Ungarn sowie orthodoxe Rumänen. Im benachbarten ungarischen Königreich unter habsburgischer Herrschaft galten dagegen einheitlich die Bedingungen des Augsburger Reichs- und Religionsfriedens.
Die pragmatische, auf gegenseitiger Toleranz beruhende Koexistenz der christlichen Konfessionen unterscheidet die Geschichte des nachreformatorischen Siebenbürgen von der Entwicklung in Westeuropa. Im Unterschied zu dieser konnten sich in Siebenbürgen während der frühen Neuzeit konfessionelle Identitäten auch ohne direkte staatliche Lenkung ausbilden; in dieser Region bestimmte eher die ethnische Zugehörigkeit die Konfession. Der evangelische Kirchenhistoriker Volker Leppin (2005) beschreibt die Ausbildung der Konfessionskultur in Siebenbürgen daher als „kirchenhistorischen Sonderfall“ innerhalb der stärker etatistisch geprägten Konfessionalisierungsprozesse in den Kernlanden der Reformation.