Religion im Paläolithikum

Religion im Paläolithikum bezeichnet das (rekonstruierte) religiös-kultische Weltbild des paläolithischen Homo sapiens, teilweise auch des Neandertalers.

Die meisten Wissenschaftler nehmen an, dass sowohl die Kulturen der Neandertaler als auch des frühen Homo sapiens im Paläolithikum bereits eine religiös-kultische Prägung aufwiesen. Problematisch ist dabei der Begriff der Religion, da es als fraglich gilt, was in der Alt- und Jungsteinzeit überhaupt als religiös und kultisch gedeutet werden kann. In der Urgeschichtsforschung, die in den Wissenschaften hauptsächlich zur Religion der Steinzeit Deutungen liefert, wird ein Religionsbegriff kaum hinterfragt, und so reichen die Interpretationen von der empiristisch-minimalistischen Annahme, bei religiösen Vorstellungen der Steinzeit handele es sich lediglich um Manifestationen von Tätigkeiten, die über das Alltägliche und die materielle Alltagsbewältigung hinausgehen, so dass nur ein Bild von der Ordnung des Universums angenommen werden kann (André Leroi-Gourhan), bis zu christlich geprägten Interpretationen, die jungsteinzeitliche Höhlenkunst als Ausdruck von Dankbarkeit einer Gottheit gegenüber sehen und an den Anfang der menschlichen Kultur eine Gotteserkenntnis als zentrales Moment stellen (Hermann Müller-Karpe). Letztere Position geht interpretativ weit über die archäologische Forschungssituation hinaus.

Ethnographische Vergleiche von Kult und Mythologie heutiger Jäger- und Sammlerkulturen mit der Geschichte der Religion sind heute ebenso umstritten, da sich alle kulturellen Phänomene im Laufe solch langer Zeiträume verändert haben. Aufgrund ihrer großen Anpassungsfähigkeit an veränderte Bedingungen sind ethnische Religionen ganz im Gegenteil sämtlich jünger als die bekannten Hochreligionen.

Funde, die als religiös-kultisch interpretiert werden können, sind beispielsweise Höhlenmalereien, jungpaläolithische Kleinkunst, Frauenfigurinen und andere Skulpturen wie der Löwenmensch sowie Gräber und ihre Ausstattung. Solche Funde deuten womöglich auf religiöse Vorstellungen in der Steinzeit hin, etwa auf eine Lebenskraft-Mythologie oder auch auf eine Auseinandersetzung mit der Leben-Tod-Problematik. Hinweise auf Lunarsymboliken werden angenommen. Die Jagdmagie-Hypothese wird hingegen wissenschaftlich zunehmend kritisiert.

Als wahrscheinlich gilt die Existenz archaisch-animistischer Religionen mit Jenseitsvorstellungen, ersten Mythen und einem „Herrn der Tiere“ als erster gottähnlicher Vorstellung in der frühen und mittleren Altsteinzeit sowie magisch-spiritueller Religionen, die erstmals in der späteren Altsteinzeit oder Mittelsteinzeit auftraten und durch kultische Rituale und vermutlich schon durch spirituelle Spezialisten gekennzeichnet waren.

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