Religionsökonomie

Die Religionsökonomie ist dem Namen nach eine Spezialisierung der Ökonomie zu Fragen der Religion. Ehrmann und Kühnapfel (2018) umreißen die religionsökonomische Sichtweise wie folgt:

„Ihr Ausgangspunkt ist die Annahme, dass Kirchen als Firmen agieren. Sie verfolgen Ziele, wobei diese nicht mit Gewinnmaximierung übereinstimmen müssen. Von diesen Zielen ausgehend lassen sich die Entwicklung von Strategien, religiösen Produkten und die Organisationsstruktur der Kirchen betrachten. Die Kirchenmitglieder entsprechen Kunden.“

Thomas Ehrmann und Jörg B. Kühnapfel: Wirtschaftliche Ziele, Gemeindegrößen und strategische Probleme der christlichen Kirchen in Deutschland - eine tentative Analyse (2018), S. 369-389, hier S. 370-371.

Sie reüssiert allerdings im deutschsprachigen Raum insbesondere in der Religionswissenschaft. Religionsökonomie beschäftigt sich mit den Zusammenhängen zwischen den religiösen und ökonomischen Themen einerseits sowie der Verzahnung der Disziplinen Religionswissenschaft und Wirtschaftswissenschaft andererseits (auch economics of religion – religion of economics). Der bisher stärkste Forschungszweig steht in der Tradition der Theorie der rationalen Entscheidungswahl. Ein wichtiger Aufsatz war zu Beginn der von Azzi/Ehrenberg, die eine Kostenrechnung über Zeit- und Geldinvestition eines Haushaltes in Religion aufstellten (1975). In den letzten Jahren hat der Ökonom L. Iannaccone verschiedenste religiöse Aspekte unter den Prämissen der Theorie der rationalen Entscheidung untersucht. Das Marktmodell wurde bereits früh im Umkreis der Wissenssoziologie auf religiöse Institutionen und Gruppierungen angewendet (s. T. Luckmann, P. L. Berger). Pierre Bourdieu beschrieb aus seiner Beschäftigung mit Max Weber heraus die Akteure im religiösen Feld in ihrer Konkurrenz und im Tausch religiösen Kapitals (2000). Ein erster programmatischer Aufsatz in der deutschsprachigen Religionswissenschaft stammt von Burkhard Gladigow (1995).

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