Retreat (York)

York Retreat, genannt auch The Retreat, ist der Name eines 1796 gegründeten psychiatrischen Krankenhauses. Es wurde in York (England) von dem gebürtigen Quäker William Tuke (1732–1822) und der dortigen Quäkergemeinde, der Society of Friends, ins Leben gerufen. Das private Krankenhaus hat Berühmtheit erlangt, weil hier die bisher übliche Zwangsbehandlung durch Ketten und Gitter nur noch in milderer Form praktiziert wurde.

Der englische Name „Retreat“ bedeutet nicht nur Rückzug, sondern auch Zufluchtsort und stellt damit auch programmatisch eine Alternative zum Konzept der nur ausgrenzenden weithin verbreiteten Einrichtungen für psychisch Kranke dar. Es gab dort zwar noch Bestrafungsmöglichkeiten durch Absonderung für den Fall des unordentlichen oder gewaltsamen Betragens, aber es kam dort nicht mehr zu aufsehenerregenden Skandalen wie sie etwa im Londoner Bedlam-Krankenhaus an der Tagesordnung waren. Anlass für die Gründung dieses Krankenhauses war, dass einige Jahre zuvor eines der Mitglieder der Yorker Quäkergemeinde, Hannah Mills, unter zweifelhaften Umständen in der vergleichsweise nur wenige Jahre zuvor im Jahre 1777 gegründeten Irrenanstalt der Stadt York, dem York Lunatic Asylum, gestorben war. Es handelte sich um eine weibliche Kranke, der zuvor das Besuchsrecht entzogen worden war. Grundlage der Pflege war die sogenannte moralische Behandlung, das Moral Treatment.

Das York Retreat wird vielfach als Vorläufer für die heutige Sozialpsychiatrie angesehen. Es ist nach Auffassung von Klaus Dörner als stellvertretend für die „selbstverwaltende Spontaneität des englischen Bürgertums als auch die gesellschaftspolitische Aktivität der Religionsgemeinschaften in England“ anzusehen, die von der Psychiatrie des Kontinents nie erreicht wurde.

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