Selektiver Leitungsschutzschalter
Ein Selektiver Hauptleitungsschutzschalter (SLS, SH-Schalter, SHU-Schalter), ist ein besonderer Leitungsschutzschalter, der Selektivitätsanforderungen zu vor- und nachgeschalteten Überstromschutzeinrichtungen genügt. Das bedeutet, dass ein SH-Schalter bei einem Kurzschluss nicht wie andere Leitungsschutzschalter sofort, sondern verzögert abschaltet, wodurch nachgeschaltete Überstromschutzeinrichtungen (Schmelzsicherungen oder normale Leitungsschutzschalter) stets vorher abschalten. Da jene jedoch oft ein nicht ausreichendes Schaltvermögen für die großen Kurzschlussströme in niederimpedanten (d. h. starken) Netzen haben, begrenzt der SH-Schalter den Strom sofort, indem er einen strombegrenzenden Widerstand zwischenschaltet.
Dem SLS vorgeschaltet sind die Hauptsicherungen des Gebäudes im Hausanschlusskasten, heute meist in Form von NH-Sicherungen.
SH-Schalter werden anstelle der früher üblichen Schmelzsicherungen vor den Stromzählern der Verteilnetzbetreiber eingesetzt. Für Deutschland war geplant, den SH-Schalter mit den TAB 2000 verbindlich einzuführen. Aufgrund einer Klage gegen die VDEW-Mustervorlage der TAB 2000, § 7.4 (2), und eines vom Gericht vorgeschlagenen Vergleiches, der im Dezember 2005 angenommen worden war, ist die TAB überarbeitet worden. Es ist seitdem im netzseitigen Anschlussraum (NAR) des Zählerplatzes eine „selektive Überstromschutzeinrichtung“ vorzusehen, wobei der SH-Schalter nur beispielhaft in Klammern angeführt ist; dementsprechend sind auch andere selektive Lösungen für den Kurzschlussschutz zulässig. Der SH-Schalter ersetzt heute in Neuanlagen die früher gebräuchlichen Neozed-Lasttrenner (Linocurschalter), die NH-Sicherungen oder die noch früher verwendeten großen Diazed (letztere beide auch als „Panzersicherungen“ bekannt).
SH-Schalter sind wie andere Leitungsschutzschalter mit einem Kippschalter ausgestattet, durch den die Anlage manuell geschaltet werden kann, ohne spannungsführende Teile wie bei Schmelzsicherungen freizulegen. SH-Schalter dürfen daher auch von Personen bedient werden, die keine Elektrofachkraft sind. Man spricht daher auch von „laienbedienbarer Freischaltmöglichkeit der Kundenanlage“. Sie können gegen Wiedereinschalten mit einer Plombe versehen werden.
Die Anforderungen für den Selektiven Hauptleitungsschutzschalter werden in der DIN VDE 0641-21:2018-09;VDE 0641-21 beschrieben.