Sakralisierung
Als Sakralisierung (von „sakral“, lat. sacer, „heilig“) wird ein symbolischer Zuschreibungsprozess bezeichnet, durch den eine Entität als unverfügbare, durch nichts infrage zu stellende, dem menschlichen Handeln entzogene Instanz kommuniziert wird. Dieser wird durch einen solchen heiligenden Akt wie die Heiligsprechung oder eine Wallfahrt ein religiöser Sinn oder Zweck zugewiesen werden; meist wird ihre intensive affektive Verehrung normativ gefordert. Ein solcher heiligender Akt bzw. seine Wiederholung hat meist die Form einer Inszenierung bzw. eines (teils verschriftlichten) Rituals; es handelt sich um einen oder eine Folge von performativen Akten.
In der neuesten Zeit wurde die Bedeutung des Begriffs metaphorisch ausgeweitet; er wird heute auch für eine übertriebene, der Sache nicht angemessene Verehrung ursprünglich nichtreligiöser Phänomene und Instanzen gebraucht („Quasi-Sakralisierung“, vgl. auch „sakrosankt“).
Gegenstand der Sakralisierung können reale oder fiktive Personen, Heroen und spirituelle Anführer, Märtyrer und Asketen, Herrscher (siehe Gottesgnadentum) oder deren Insignien (z. B. die ungarische Stephanskrone), Nationen und ethnische Gemeinschaften, Räume und Gebäude, Bilder, Texte (z. B. nationale Epen) oder Manuskripte und auch kriegerische Auseinandersetzungen (Heiliger Krieg) werden. Werden Personen zu Lebzeiten oder (wie im antiken Rom) nach ihrem Tode zur Gottheit überhöht, spricht man von Divinisierung (von lat. divus, „Gott“).