Schwarze im Mormonentum
Von der Mitte der 1800er Jahre bis 1978 vertrat die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die Position, dass Männer mit afrikanischer Abstammung das Priestertum nicht erhalten durften.:213 Schwarzen Mitgliedern war es auch nicht erlaubt, an den meisten Tempelzeremonien teilzunehmen.:198 Diese Glaubensansichten beeinflussten die Ansichten der Bürgerrechte.:75 Unter dem ersten Präsidenten der Kirche Jesu Christi, Joseph Smith, wurden schwarze Mitglieder zum Priesteramt in der Kirche ordiniert. Diese Praxis wurde unter dem zweiten Präsidenten, Brigham Young, im Jahr 1852 abgeändert. In den meisten anderen mormonischen Kirchen wie zum Beispiel der Gemeinschaft Christi war eine Priesterumsordinierung für schwarze Mitglieder weiterhin möglich. Nach der Ermordung Joseph Smiths und der Ankunft der Mitglieder im Salzseetal in Utah lehrte Brigham Young, dass Schwarze kein Wahlrecht haben sollten, dass sie keine öffentlichen Ämter ausführen dürften und dass Gott Mischehen verbieten würde.:39 Diese Ansichten wurden von den Gegnern der Sklaverei zu dieser Zeit kritisiert. Brigham Young lehrte jedoch auch, dass die Priestertumseinschränkung eines Tages aufgehoben werden würde.:66 Brigham Young hatte eine wichtige Funktion bei der kurzzeitigen Legalisierung der Sklaverei im Utah-Territorium und begründete dies mitunter mit dem Priestertumsverbot. Obwohl die Mitgliedschaft allen Ethnien offenstand, schlossen sich bis 1978 nur wenige Schwarze der Kirche Jesu Christi an. Auch von der Bürgerrechtsbewegung wurden die Ansichten der Kirche Jesu Christi kaum bemerkt und deshalb nicht herausgefordert. Mit Beginn der 1960er Jahre wurde die Position der Kirche Jesu Christi zunehmend kritisch gesehen. Bei einem Versuch, das Verbot aufzuheben, stimmten jedoch nicht alle Mitglieder der Ersten Präsidentschaft und des Kollegiums der Zwölf Apostel einer Änderung zu, sodass die damalige Position der Kirche beibehalten wurde.:64 Im Jahr 1978 erklärte die Kirche Jesu Christi unter ihrem damaligen Präsidenten, Spencer W. Kimball, dass eine Offenbarung zum Priestertum empfangen und die Einschränkung von afrikanischen Mitgliedern hinsichtlich der Ordinierung zum Priesteramt aufgehoben wurde. Gleichzeitig wurden die Segnungen des Tempels allen würdigen Mitgliedern der Kirche, Männern wie Frauen, zugänglich gemacht.
Im Jahr 1997 gab es circa 500.000 schwarze Mitglieder in der Kirche Jesu Christi. Dies entspricht einem Anteil von 5 Prozent. Bis ins Jahr 2008 ist die Anzahl der schwarzen Mitglieder weltweit auf eine Million angestiegen.