Sonetti lussuriosi

Sonetti lussuriosi („Wollüstige Sonette“) oder Sonetti sopra i sedici modi (Sonette über die 16 Stellungen), kurz I modi, heißt eine Sammlung obszön-burlesker Schweifsonette des unkonventionellen toscanischen Cinquecento-Poeten Pietro Aretino zu pornographischen Gravuren des Kupferstechers Marcantonio Raimondi.

Diesem Text verdankt Aretino ein Gutteil seines Ruhmes – mag solch eine ‚gloria‘ auch ein wenig anrüchig sein. Denn man hat es hier mit einem skandalträchtigen Werk zu tun, das moralisierende Denker schon in der Renaissance empört hat und das die Forschung bis heute zumeist nur mit spitzen Fingern anfasst.“

Bernhard Huß: Pseudopornographische Zyklik. Pietro Aretinos „Sonetti lussuriosi“ als kalkulierte Ostentation lyrischer Normabweichung, 2013, S. 215 – Leseprobe

Kaum gedruckt (um 1524), wurden alle Exemplare dieses „kleinen Kamasutras der Renaissance“, dieses „Urtextes der modernen Pornographie“, auf Geheiß des Medici-Papstes Clemens VII. von der Zensur verboten und verbrannt. So galt das Werk Sonetti sopra i XVI modi 400 Jahre lang als für immer verloren, bis 1929 ein bibliophiler Sammler, Max Sander, in der Zeitschrift für Bücherfreunde von der sensationellen Wiederentdeckung berichtete, dem Aretinofund. Seitdem wurde dieses Unikat mehrfach veräußert und zweimal versteigert; 2006 erzielte es bei Christie’s 325.600 Euro.

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