Soziales Lernen bei Tieren

Soziales Lernen beschreibt in der vergleichenden Verhaltensforschung diejenigen Lernprozesse, die durch die Beobachtung von – oder der Interaktion mit – anderen Tieren oder deren Verhaltensprodukten ermöglicht oder erleichtert werden. Fähigkeiten zum sozialen Lernen wurden bereits in Insekten, Fischen, Vögeln, Reptilien, Amphibien und Säugetieren nachgewiesen.

Historisch wurden mit dem Begriff „Soziales Lernen“ insbesondere menschentypische Lernprozesse beschrieben, die auf der Imitation oder Emulation sozial beobachteten Verhaltens beruhen. Neuere Forschung zeigte jedoch, dass auch indirekte, lediglich sozial vermittelte Stimuli, wie etwa hinterbliebene Werkzeuge oder Nahrungsreste die Aufmerksamkeit des Lernenden lenken und somit indirektes soziales Lernen ermöglichen können (Reizverstärkung). In diesem Sinne "sozial erlernt" werden können daher verschiedene kontextuelle Aspekte des Verhaltens, wie der Zeitpunkt (auch bekannt als Know-When), Ort (Know-Where), Akteur (Know-Who) oder Gegenstand (Know-What) eines Verhaltens. Empirisch hat sich gezeigt, dass es im Tierreich eher selten ist wenn stattdessen (oder zusätzlich) auch die spezifische Art und Weise wie ein Verhalten ausgeführt werden kann und/oder wie ein Werkzeug hergestellt und genutzt werden kann sozial erlernt wird (Know-How).

Soziale Lernprozesse können daher, indirekt durch kontextuelle Aspekte, die individuelle Aneignung von Know-How auslösen, aber sie können – in seltenen Fällen – das Know-How selbst übertragen, beim Menschen hingegen geschieht dies oft. Die Erforschung sozialer Lernprozesse ist daher auch von direkter Bedeutung für das Verständnis menschlicher und nicht-menschlicher Kultur – und insbesondere für deren Vergleich.

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