Spanische Thronfolge 1868–1870
Bei der Spanischen Thronfolge 1868–1870 ging es um die Nachfolge von Königin Isabella II., die durch einen Putsch im September 1868 ihren Thron verloren hatte. Die Anführer dieser September-Revolution, die Generäle Juan Prim und Francisco Serrano Domínguez, suchten in ganz Europa nach einem geeigneten neuen König.
Einer der möglichen Kandidaten war Leopold von Hohenzollern, ein 34-jähriger Prinz aus dem katholischen Haus Hohenzollern-Sigmaringen. Er war mit dem preußischen König und Inhaber des norddeutschen Bundespräsidiums verwandt, das heißt mit Wilhelm I. von Preußen, der später erster Deutscher Kaiser wurde. Der norddeutsche Bundeskanzler Otto von Bismarck hat Leopold zur Annahme des Angebotes geraten, dieser willigte am 19. Juni 1870 ein.
Als der französische Botschafter in Spanien am 2. Juli 1870 erfuhr, dass die Spanier bald Leopold krönen wollten, führte dies zu einem Aufschrei in Frankreich. Die französische Regierung drohte mit Krieg gegen Preußen, weswegen Leopold am 12. Juli seine Kandidatur zurückzog. Die französische Regierung suchte aber weiterhin die Konfrontation und bedrängte daraufhin den preußischen König Wilhelm, eine ähnliche Kandidatur für die Zukunft auszuschließen. Wilhelm, der zur Kur in (Bad) Ems weilte, lehnte weitergehende Erklärungen dazu ab und beauftragte per Emser Depesche Bismarck, die Presse darüber zu informieren. Bismarcks Mitteilung war so formuliert, dass sie den Kontakt zwischen beiden Seiten als schroff und undiplomatisch erscheinen ließ. In beiden Ländern war die Empörung groß, und am 19. Juli erklärte Frankreich Preußen den Krieg. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/71 begann, welcher mit einer Niederlage Frankreichs enden sollte.
Im November 1870 wählte das spanische Parlament einen der anderen Kandidaten zum König, den italienischen Herzog von Aosta, Amadeus. Die politische Situation in Spanien blieb allerdings dauerhaft instabil. Bereits im Februar 1873 dankte Amadeus ab. Schließlich kam wieder ein Bourbone auf den spanischen Thron.