Spezifizierte Komplexität
Spezifizierte Komplexität ist ein Konzept, das vom Intelligent Design-Befürworter William Dembski entwickelt wurde. Es soll eine Eigenschaft formalisieren, die bestimmte Muster als spezifiziert und komplex auszeichnen soll. Dembski behauptet, dass spezifizierte Komplexität ein verlässliches Anzeichen für Design durch einen intelligenten Akteur sei, ein zentraler Grundsatz für Intelligent Design. Dembski versucht damit, gegen die Evolutionstheorie zu argumentieren.
In Dembskis Begrifflichkeit kann ein spezifiziertes Muster knapp beschrieben werden, während ein komplexes Muster nur mit geringer Wahrscheinlichkeit durch Zufall entstehen kann. Dembski argumentiert, dass spezifizierte Komplexität unmöglich in durch ungeleitete Vorgänge erzeugten Mustern existieren kann. Daher, so Dembski, zeigt bei Lebewesen das Vorhandensein von spezifiziert komplexen Mustern, dass sie notwendigerweise ursprünglich auf irgendeine Form von Zweckmäßigkeit hin entworfen wurden, was nach seiner Argumentation auf Intelligenz hindeutet. Dembski behauptet weiter, dass man mit den No-free-lunch-Theoremen rigoros beweisen kann, dass evolutionäre Algorithmen unmöglich auf Konfigurationen von hoher spezifizierter Komplexität hin selektieren und sie deshalb nicht erzeugen können. Spezifizierte Komplexität wird von Dembski auch als komplex-spezifizierte Information (CSI) bezeichnet.
In der Literatur zu Intelligent Design wählt ein intelligenter Akteur zwischen verschiedenen vorhandenen Möglichkeiten und entwirft auf diese Weise die Lebensformen, mittels ausdrücklich nicht genannter Mittel und Methoden. Spezifizierte Komplexität soll nach Dembski ein 'explanatory filter' (Erklärungsfilter) sein, der durch das Anschlagen auf komplex-spezifizierte Information das Erkennen von 'Design' ermöglicht. Der Filter basiert auf der Annahme, dass die Kategorien Regelmäßigkeit, Zufall und Design, gemäß Dembski, disjunkt und vollständig sind. Komplex-spezifizierte Information soll ein Indikator für Design sein, weil es ein Anzeichen für eine intelligente Urheberschaft sein soll; es soll ein Indikator für die Umsetzung einer bestimmten von vielen konkurrierenden Möglichkeiten sein.
Das Konzept der spezifizierten Komplexität und die damit verbundenen Überlegungen werden weitläufig als nicht stichhaltig angesehen. Eine Untersuchung der Arbeit Dembskis bezeichnet sie als von Widersprüchen, Zweideutigkeiten, fehlerhafter Verwendung der Mathematik, schlechtem Wissenschaftshandwerk und Fehldeutung fremder Resultate gespickt. Ein anderer Einwand betrifft Dembskis Wahrscheinlichkeitsberechnungen. Nach Martin A. Nowak, einem Harvard-Professor der Mathematik und Evolutionsbiologie, kann man die Wahrscheinlichkeit der Entstehung eines Auges nicht berechnen, weil die Information für diese Berechnung nicht zur Verfügung steht. Zudem wird die Anwendung der spezifizierten Komplexität zur Folgerung von Design als Argumentum ad ignorantiam abgelehnt.