Steinmetzkunst auf Gotland
Die mittelalterliche Steinmetzkunst auf Gotland wird durch die auch als „Meister von Gotland“ bekannt gewordenen Künstler repräsentiert. Sie begannen ihr Wirken mehrheitlich nach Abschluss der Bauten am Dom zu Lund im Jahre 1145. Die Kunstwerke an und in den Kirchen der Insel sind größtenteils von unbekannten Künstlern geschaffen worden. Ihre Werke gelangten aber auch ins Ausland. Zwei der Steinbildhauer sind namentlich überliefert, Hegwald und Sighraf. Beide schufen vor allem Taufsteine aus gotländischem Kalk- und Sandstein (Sandsteinbrüche bei Kättelvik).
Die Einflüsse der Byzantinischen Kirche auf Gotland sind während des nordischen Mittelalters, das 1050 n. Chr. begann, besonders deutlich. Die Kirchenkunst Gotlands unterschied sich bis Mitte des 13. Jahrhunderts von der der übrigen Ostseeanrainer, einschließlich der vieler Regionen Schwedens. Unter den Utensilien des 11. und 12. Jahrhunderts sind es insbesondere die Kreuzanhäger und Enkolpien, die byzantinischen Mustern folgen. Zum Einfluss der russisch-byzantinischen Kunst auf Gotland muss man wissen, dass es in jener Zeit rege Handelsverbindungen zwischen Gotland und dem Kiewer Reich, ja sogar nach Byzanz gab.
Auch in Schweden ist 2005 anhand der Liljestenar eine Diskussion darüber in Gang gekommen, ob (Süd-)Schweden nicht bis zum Bruch zwischen der katholischen und der orthodoxen Kirche im Jahre 1054 unter östlichem Kircheneinfluss stand. Die „Stavkorshällar“ in einigen Kirchen weisen ebenfalls in diese Richtung. Dieser Einfluss könnte durch Heirat des dänischen Königs Waldemar I. (Dänemark) mit Sophia von Minsk vermittelt worden sein, die auch die Halbschwester Knut V. war.
Ab der Mitte des 13. Jahrhunderts entstanden nur noch bildlose Taufsteine in Kelchform mit so genannten Muschelcuppa. Ein Beispiel findet sich in der Kirche von Martebo. Hierin zeigt sich der normierende Einfluss der Zisterzienser (Kloster Roma) und der Dominikaner und Franziskaner, die sich zu jener Zeit auf der Insel etablierten.