Suizidalität

Suizidalität, auch Suizidgefährdung oder umgangssprachlich Lebensmüdigkeit genannt, ist ein Oberbegriff für Suizide, Suizidversuche, Suizidpläne und Suizidgedanken.

Klassifikation nach ICD-10
R45.8 Suizidalität, Suizidgedanken; sonstige Symptome, die die Stimmung betreffen
Z91.5 Parasuizid, Selbstvergiftung, Versuchte Selbsttötung; Selbstbeschädigung in der Eigenanamnese
X70 Vorsätzliche Selbstbeschädigung durch Erhängen, Strangulieren, Ersticken; Vorsätzliche Selbstbeschädigung
ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Ein Suizid ist ein Tod durch selbst ausgeführtes, schädigendes und mit der zu Sterben beabsichtigtes Verhalten. Ein Suizidversuch ist ein selbst ausgeführtes, schädigendes und mit der zu Sterben beabsichtigtes Verhalten, welches aber nicht zum Tod führte. Währenddessen wird mit einem Suizidplan eine Methode formuliert, mit der eine Person sterben möchte. Letztlich sind Suizidgedanken alle Gedanken, Vorstellungen & Überzeugungen hinsichtlich der Beendigung des eigenen Lebens. Zentral für die Differenzierung suizidaler Verhaltensweisen und nichtsuizidaler Selbstverletzungen ist die Intention. Es ist zu beachten, dass der Tod bzw. das Sterben oft gar nicht die zentrale Rolle im Denken suizidaler Menschen spielt, sondern eher das ,,Flüchten von den Lebensproblemen’’ angestrebt wird.

Die Suizidologie beschäftigt sich als wissenschaftliche Fachrichtung mit der Erforschung von Suizidalität und suizidalen Geschehnissen.

Es besteht eine graduelle Differenzierung zwischen Suizidgedanken ohne den Wunsch nach Selbsttötung – die ebenfalls zur Suizidalität zählen – und drängenden Suizidgedanken mit konkreten Absichten, Plänen bis hin zu Vorbereitungen eines Suizids.

Suizidalität ist keine Krankheit, sondern Symptom eines zugrundeliegenden Problems. Sie kann als Zuspitzung einer psychischen Störung bestehen, in der Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit überhandgenommen haben. Suizidale Menschen erleben sich häufig als innerlich zerrissen und stehen ihrem Wunsch zu sterben oftmals ambivalent gegenüber. Einerseits empfinden die Betroffenen ihr Leben als unerträglich leidvoll und wollen es daher beenden, andererseits spüren viele eine Art Selbsterhaltungstrieb, Furcht vor starken Schmerzen im Rahmen eines Suizidversuchs sowie allgemein große Unsicherheit in Bezug auf die Konsequenzen ihres Handelns. Eine Möglichkeit, ihr derzeitiges Leben zu ändern, es neu zu beginnen, ist bei akuter Suizidalität nicht zu erkennen. Für Menschen mit Suizidgedanken erscheint dies der letzte Ausweg zu sein, welcher unveränderbar/unvermeidbar erscheint.

Suizidalität äußert sich bei verschiedenen Menschen auf sehr unterschiedliche Weise. Dadurch ist eine Einschätzung, wie akut und ausgeprägt die Suizidalität einer betroffenen Person ist, oft schwierig. Dieses Problem ist verstärkt, wenn ein Mensch Hilfsangeboten z. B. aufgrund von Scham- oder Schuldgefühlen ablehnend gegenüberstehen. Bei akuter Suizidalität, in der der Betroffene möglicherweise bereits konkrete Pläne und Vorbereitungen getroffen hat, sich von seinen Absichten nicht distanzieren und keine Absprachen eingehen kann (z. B. versichern, am nächsten Tag den Therapeuten anzurufen), liegt im Rahmen der Fürsorgepflicht eine Indikation für die Zwangseinweisung in eine psychiatrische Klinik vor.

Bei der Einschätzung bzw. Diagnostik der Suizidalität sind folgende Gesichtspunkte von Bedeutung:

  • Präsuizidales Syndrom: Einengung, Aggressionsumkehr, Suizidfantasien
  • Risikofaktoren: Psychische Krankheit (insbesondere Depression, Sucht oder Schizophrenie in der akuten Phase), psychosoziale Krisen (Trennung, Tod einer nahestehenden Person), wenig soziale Beziehungen, vorhergehende Suizidversuche, Suizide in der Familie
  • Aktuelle Befindlichkeit: Hoffnungslosigkeit, Angst, Schlaflosigkeit, Freudlosigkeit, Impulsivität und akute Lebensbelastungen: gestörte Krankheitsverarbeitung, unerträgliche Erinnerungen, negative Einschätzung der Lebensumstände, Resignation
  • Trennungserfahrungen: gescheiterte Partnerschaft, Tod eines Angehörigen, Kränkung, Entwicklungskrisen, Entlassung aus stationärer psychiatrischer und psychotherapeutischer Behandlung
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