Theatergeschichte in Asien

Während das Theater des Westens unter dem Gesetz des Stilwandels steht und neue Formen rasch aufgenommen werden, hielt das asiatische Theater seit Jahrhunderten an etablierten Formen fest. Charakteristisch ist, dass in vielen Genres von Anfang an die Körpersprache eindeutig Vorrang vor dem gesprochenen Wort hatte. Die westliche Trennung zwischen Körper und Geist ist sowohl im Schamanismus als auch im hinduistischen und buddhistischen Süd- und Südostasiens unbekannt; auch der Körper ist hier in der Lage, Geister und Götter anzurufen. So spielt im indischen Theater die Handgeste (Mudra) eine bedeutende Rolle, und in den meisten indischen Sprachen sind die Worte für Tanz und Drama identisch. Irgendwann löst sich das Theater vom Ritual, wenn die Zuschauer wissen, dass es sich nicht um eine reale Geisterbeschwörung handelt. Doch sind aus dem Animismus oder Schamanismus bekannte Elemente wie etwa die Tierbewegungen oder der Trance-Tanz noch heute im asiatischen Theater erhalten.

Auch wenn der Sinn der rituellen Tänze sich allmählich verflüchtigte, orientierte man sich doch streng an traditionellen Themen, Figuren und Aufführungspraxis und ließ nur geringe Variationen zu, was auf die seit über 1000 Jahren bestehende religiöse Kontinuität bzw. den religiösen Synkretismus in vielen Regionen zurückzuführen ist, die auch durch die islamische Eroberung oder andere konkurrierende Ideologien oder Reformbewegungen nie vollständig zerstört wurden. Das änderte sich erst im 20. Jahrhundert vor allem in China, aber auch in Indonesien oder Malaysia. Doch vor allem der Wettlauf mit den modernen Medien ist es, durch den die Tradition heute schnell an Boden verliert und z. T. nur noch an wenigen Orten und vorwiegend für Touristen gepflegt wird. So finden sich heute nur noch wenige Laien, die bereit sind, das erforderliche lange Training zu absolvieren. Viele dieser Stücke und Tänze gehören heute zum UNESCO-Weltkulturerbe.

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