Thomas-Theorem

Das Thomas-Theorem formuliert eine Grundannahme der Soziologie: die Abhängigkeit des Verhaltens von der Situationsdefinition.

Diese sozialpsychologische These wird auf die amerikanischen Soziologen Dorothy Swaine Thomas (1899–1977) und William Isaac Thomas (1863–1947) zurückgeführt:

“If men define situations as real, they are real in their consequences”

„Wenn die Menschen Situationen als wirklich definieren, sind diese in ihren Konsequenzen wirklich“

W. I. Thomas und D. S. Thomas

Die These wird in dem 1928 erschienenen Buch von W. I. und D. S. Thomas erläutert, und zwar am Beispiel von paranoidem Verhalten: Auch äußerst subjektive Berichte haben einen Wert für die Verhaltensforschung, denn der wichtigste Punkt für die Verhaltensinterpretation sei, wie der Handelnde seine Situation wahrnehme. Manifest werdende Verhaltensprobleme sind häufig auf eine Diskrepanz zurückzuführen in der Beurteilung der Situation durch den Handelnden, und wie dieselbe objektive Situation von anderen gesehen wird. Im Beispielsfall hat ein Mann Menschen umgebracht, die die Gewohnheit hatten, auf der Straße mit sich selbst zu sprechen. Der mehrfache Mörder hatte sich eingebildet, dass diese Passanten ihn beschimpfen würden. Wenn Menschen Situationen als wirklich definieren, sind sie wirklich in ihren Konsequenzen.

Für Hans Lenk ist der Satz semantisch nicht ganz korrekt formuliert; denn unter „Situation“ wird, ohne die Unterscheidung explizit zu machen, einmal die subjektive Situationsdefinition und übergangslos die objektive Situation verstanden.

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