Umpolung

Umpolung nennt man in der Organischen Chemie die Modifikation einer funktionellen Gruppe mit dem Ziel, ihre Polarität umzukehren. Dadurch kehrt sich auch ihre Reaktivität um: Aus einem Elektronenmangel kann eine Elektronenüberschuss-Situation erzeugt werden; es ergeben sich neue Reaktionsmöglichkeiten. Der Germanismus umpolung ist auch im angelsächsischen Sprachraum etabliert.

Viele organische Reaktionen verlaufen über polare Donor- und Akzeptor-Zentren, wobei negativ polarisierte Atome im Molekül als Nucleophile mit positiv polarisierten Atome (oder elektrophilen Zentren) Verbindungen eingehen.

Heteroatome wie Sauerstoff oder Stickstoff in einem Kohlenstoffgerüst verursachen durch ihre höhere Elektronegativität eine höhere Elektronendichte am Heteroatom und am benachbarten Kohlenstoffatom eine positive Polarisierung. An einem Kohlenstoffgerüst entstehen dadurch alternierend Donor- und Akzeptor-Zentren, die zu einem normalen Reaktionsmuster in polaren Reaktionen führen.

Die Methode der Umpolung wird häufig verwendet, um eine C-C-Verknüpfung herzustellen. Das Prinzip ist, ein negativ polarisiertes Kohlenstoffatom zu erzeugen, das dann ein positiv polarisiertes C-Atom nucleophil angreifen kann.

Dieter Seebach und E. J. Corey führten das Konzept der Umpolung ein. Klassische Beispiele sind die Grignard-Reaktion und die Benzoin-Kondensation.

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