Umweltmigration
Umweltmigration ist eine Ortsveränderung von Personen oder Gruppen, die in entscheidendem Maße durch Umweltveränderungen motiviert ist. Umweltmigranten sind Personen oder Gruppen, die vorwiegend aufgrund plötzlicher oder fortschreitender, ihr Leben oder ihre Lebensbedingungen gefährdender Veränderungen der Umwelt gezwungen oder veranlasst sind, ihren gewohnten Wohnort zu verlassen, sich dazu entscheiden, anderswo nach einer besseren Zukunft zu suchen. Hierzu gehören auch Umweltflüchtlinge, die aufgrund plötzlicher Umweltveränderungen, z. B. Naturkatastrophen, gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen.
Oft sind es die Umweltveränderungen nicht allein, sondern im Verbund mit politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen, die Menschen veranlassen, am anderen Ort eine nachhaltige Existenzgrundlage aufzubauen. Die Migration kann vorübergehend oder dauerhaft sein, im eigenen Land stattfinden oder ins Ausland führen. Aufgrund der methodisch vielfältigen Sachlage reicht die Spannbreite der wissenschaftlichen Schätzungen für globale umweltbedingte Migration bis zum Jahr 2050 von 25 Millionen bis zu 1 Milliarde betroffener Personen. Rund 80 % der weltweiten Migration verläuft nicht grenzüberschreitend, sondern innerhalb von Ländern (Binnenmigration). Von 2008 bis 2016 mussten durchschnittlich etwa 22,3 Millionen Menschen pro Jahr wegen plötzlich einsetzender Extremereignisse, wie beispielsweise Überflutungen, Stürme, Busch- und Waldbrände, als Binnenvertriebene ihren angestammten Wohnort temporär oder dauerhaft verlassen. Berichte des Internal Displacement Monitoring Center (IDMC) über die Interne Vertreibung zeigen, dass die Anzahl der Menschen (vor allem in Asien), die 2019 bzw. 2020 ihre Heimat wegen extremen Wetterereignissen verlassen mussten, um zu überleben, von 23,9 auf 30 Millionen angestiegen ist, davon 13 bzw. 14,6 Millionen wegen Stürmen (davon 11,9 bzw. 13,6 Millionen wegen Hurrikans, Taifunen und Zyklonen), 10 bzw. 14 Millionen wegen Hochwasser und 0,5 bzw. 1,2 Millionen wegen Wald- und Buschbränden. Eine Analyse des Institute for Economics and Peace aus dem Jahre 2020 führte zur Prognose, dass bis 2050 über eine Milliarde Menschen in 31 Ländern leben, in denen die Widerstandsfähigkeit des Landes den Auswirkungen ökologischer Ereignisse wahrscheinlich nicht ausreichend standhält und zur massenhaften Migration der Bevölkerung führt.