Verfügbarkeit von Pkw in der DDR
In der DDR wurden Neuwagen in der Regel mit ungewöhnlich langen Wartezeiten verkauft, und die Preise für Gebrauchtwagen waren in Relation zu den Neupreisen überproportional hoch. Außerdem war die Auswahl an Fahrzeugmodellen sehr gering. Dieser Zustand war das Resultat einer steigenden kaufkräftigen Nachfrage, die die wirtschaftlichen Gegebenheiten der Produktion und des Imports von Pkw bei weitem überstieg. Das Missverhältnis wurde jedoch weder durch einen Marktmechanismus noch durch staatliche Anpassungen ausgeglichen. In der Folge konnten neue Pkw nicht mehr ohne Weiteres gekauft werden, sondern nur noch über Vorbestellung mit teilweise mehr als 10-jähriger Wartezeit. Möglichkeiten, die Wartezeit abzukürzen, standen nur eingeschränkten Personenkreisen offen, die entweder Zugang zu DM-Quellen hatten oder politisch privilegiert waren.
Weil der Kaufkraftüberhang gemäß den politischen Vorgaben nicht durch eine Erhöhung der Verbraucherpreise abgeschöpft werden durfte, entgingen den produzierenden Betrieben notwendige Einnahmen, um die Produktion auszubauen. Hinzu kam, dass der Pkw-Produktion in den Wirtschaftsplänen der DDR eine untergeordnete Rolle zugewiesen wurde und zahlreiche vom Politbüro angestoßene und dann wieder gestoppte Projekte kostspielig zu Buche schlugen. Diese Umstände waren teilweise DDR-spezifisch und traten in dem Ausmaß nicht überall im Realsozialismus auf. In der Folge waren in den 1980er Jahren sogar die Pkw anderer sozialistischer Staaten wie der Tschechoslowakei, der Sowjetunion und Polen leichter verfügbar und auch moderner als in der DDR.
Zwar erhöhte sich der Jahresausstoß produzierter Pkw kontinuierlich, und auch die Zahl der Pkw pro Einwohner stieg stetig an. Doch die immer weiter steigenden Wartezeiten konnten auf diese Weise nicht aufgefangen werden. Ende der 1980er Jahre musste selbst für den Kleinwagen Trabant mit einer Wartezeit von 15 Jahren gerechnet werden.