Verhältniswahlrecht mit Mehrheitsbonus
Verhältniswahlrecht mit Mehrheitsbonus (auch Minderheitenfreundliches Mehrheitswahlrecht) ist die Bezeichnung für das vom Grazer Politikwissenschaftler Klaus Poier vorgeschlagene Modell eines Mehrheitswahlsystems, das – im Gegensatz zu herkömmlichen Mehrheitswahlsystemen – gleichzeitig die Repräsentation kleiner Parteien (Minderheitsparteien) garantiert. Es sieht vor, dass die stimmenstärkste Partei automatisch die Mehrheit der Sitze (50 % plus ein Sitz) im Parlament erhält.
Ein Verhältniswahlrecht mit Mehrheitsbonus vereint damit Vorteile des Mehrheits- mit solchen des Verhältniswahlsystems, indem es klare politische Verhältnisse schafft und gleichzeitig die Pluralität des politischen Systems fördert. Die Einführung eines solchen Modells wurde in Österreich seit Ende der 1990er-Jahre und insbesondere nach der Nationalratswahl 2006, bei der es mangels Alternativen zu einer Großen Koalition aus SPÖ und ÖVP kam, diskutiert.
Ein ähnliches Wahlrecht herrschte beispielsweise bis 2013 im italienischen Abgeordnetenhaus, in dem die stärkste Partei einen Sitzanteil erhielt, der 54 Prozent der Stimmen entspricht.