Vertreibung und Flucht der Palästinenser 1948

Im Palästinakrieg 1948 flohen mehr als 700.000 palästinensische Araber – etwa die Hälfte der arabischen Bevölkerung des Mandatsgebiets Palästina – aus ihren Häusern oder wurden vertrieben, zunächst von jüdischen Paramilitärs (Hagana, Irgun und Lechi) und nach der Gründung Israels durch dessen Militär. Die Vertreibung und Flucht war ein zentraler Bestandteil der Politik der Zersplitterung, Enteignung und Verdrängung der palästinensischen Bevölkerung, bekannt als die Nakba. Dutzende von Massakern, die auf Araber abzielten, wurden von israelischen Militärkräften durchgeführt und zwischen 400 und 600 palästinensische Dörfer wurden zerstört. Dorfbrunnen wurden im Rahmen der biologischen Kriegsführung vergiftet und Eigentum wurde geplündert, um die Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge zu verhindern. Zahlreiche Orte erhielten einen neuen, hebräischen Ortsnamen und wurden von jüdischen Bewohnern übernommen.

Die genaue Zahl der palästinensischen Flüchtlinge, von denen sich viele in Flüchtlingslagern in den Nachbarstaaten niedergelassen haben, ist umstritten. Etwa 80 Prozent der arabischen Bewohner dessen, was zu Israel wurde (die Hälfte der gesamten arabischen Bevölkerung des Mandatsgebietes Palästina), verließen ihre Heimat oder wurden vertrieben. Etwa 250.000–300.000 Palästinenser flohen oder wurden bereits während des Bürgerkriegs in Palästina 1947–1948 vertrieben, noch vor Beendigung des britischen Mandats am 14. Mai 1948. Der Wunsch, den Zusammenbruch der palästinensischen Gesellschaft zu verhindern und Flüchtlingsströme zu verhindern, waren Gründe für die Invasion von Truppen der Staaten der Arabischen Liga in das Land, was 1948 nach der Ausrufung des Staates Israel den Palästinakrieg, den ersten arabisch-israelischen Krieg, auslöste.

Die Ursachen des palästinensischen Exodus von 1948 bilden eine grundlegende Fragestellung in der historischen Forschung und gaben von Anfang Anlass zu erheblichen Meinungsverschiedenheiten. Faktoren, die zum Exodus beitrugen, umfassen militärische Vorstöße der Juden, die Zerstörung arabischer Dörfer, psychologische Kriegsführung, Angst vor einem weiteren Massaker durch zionistische Milizen nach dem Massaker von Deir Yassin,:239–240 Vertreibungsbefehle israelischer Behörden, der demoralisierende Einfluss der Flucht der Angehörigen der wohlhabenderen arabischen Gesellschaftsklassen, der Ausbruch einer Typhusepidemie in einigen Gebieten, verursacht durch Brunnenvergiftung seitens der Israelis, Zusammenbruch der palästinensischen Führung und arabischer Evakuierungsaufrufe sowie eine grundsätzliche Abneigung von weiten Teilen der arabischen Bevölkerung Palästinas, künftig unter jüdischer Kontrolle leben zu sollen.

Später verhinderten eine Reihe von Land- und Eigentumsgesetzen, die von der ersten israelischen Regierung verabschiedet wurden, dass Araber, die ihre Heimat verlassen hatten, zurückkehren oder ihr Eigentum beanspruchen konnten. Sie und viele ihrer Nachkommen blieben Flüchtlinge. Die Vertreibung der Palästinenser wurde seitdem von einigen Historikern als ethnische Säuberung beschrieben, während andere den Vorwurf einer Systematik im Vorgehen gegen die lokale arabische Bevölkerung bestreiten. Dennoch wurde die Existenz des sogenannten Rückkehrgesetzes, das die Einwanderung und Einbürgerung jeder jüdischen Person und ihrer Familie nach Israel erlaubt, während ein palästinensisches Rückkehrrecht verweigert wird, als Beweis für den Vorwurf zitiert, dass Israel Apartheid praktiziere.

Der Status der Flüchtlinge, insbesondere ob Israel ihnen das Recht auf Rückkehr in ihre Häuser gewährt oder sie entschädigt, stellt eine Schlüsselfrage im anhaltenden israelisch-palästinensischen Konflikt dar. Der Gedenktag für die palästinensische Vertreibung, bekannt als Nakba-Tag, wird am 15. Mai begangen.

This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. Additional terms may apply for the media files.