Vice (Theater)
Vice (engl.: Laster, von lat. vitium „Fehler; Unvollkommenheit; Defekt“) ist die Personifikation der Sünde bzw. des Satans, der die Hauptperson zu verführen versucht, aber im Verlauf eines Theaterstücks zu Fall gebracht wird. Im 16. Jahrhundert ist der Vice, neben seinem jeweiligen Gegenspieler, die populärste Figur der englischen Bühne. Der Vice löst den leibhaftig erscheinenden Teufel der Moralitäten und Mysterienspiele ab und bringt dem Theater durch Vermenschlichung des Bösen zunehmende Lebendigkeit und Gestaltungsfreiheit. Für seine Bosheit gibt es kein Motiv, er ist keine menschliche Figur, sondern einfach das personifizierte Böse.
In den Vice-Figuren zeigt sich ein Übergangsstadium zwischen mittelalterlicher Allegorie und moderner Charakterrolle. Das personifizierte Laster entwickelt sich im Lauf der Theatergeschichte zum lasterhaften Menschen. Der Allgemeinbegriff „Laster“ ist seinem Darsteller nicht mehr äußerlich wie eine Inschrift, sondern sie kommt in seinem Verhalten zum Ausdruck. Das Laster wird vom Äußerlichen scheinbar zum Innerlichen.