Volkskörper
Der Volkskörper ist einerseits ein Begriff der deutschen Bevölkerungswissenschaft, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstand und bis in die Zeit des Nationalsozialismus zunehmend rassenbiologisch definiert wurde. Nach 1945 wurde der Begriff weitgehend synonym mit „Population“ bzw. „Bevölkerung“ gebraucht. Andererseits diente Volkskörper im politischen Sprachgebrauch als Metapher, die ein organizistisches und biologistisches Verständnis von „Volk“ und Gesellschaft ausdrückte. Sie wurde in Deutschland während des 19. und 20. Jahrhunderts vor allem in antisemitischen und rassenhygienischen Texten benutzt, um das als biologische und rassische Einheit konzipierte „Volk“ semantisch gegenüber sogenannten „Parasiten“, „Schädlingen“ und „Krankheiten“ abzugrenzen. In diesem naturalistischen Sinne wurde die „Ausscheidung“ solchermaßen zu krankmachenden Elementen erklärter Bevölkerungsgruppen begründet. Die Metapher des Volkskörpers stand deshalb während des Nationalsozialismus in einem engen Zusammenhang mit der nationalsozialistischen Rassen- und Euthanasiepolitik.