Vulkanfiber

Vulkanfiber, auch Lederstein oder Cottonid genannt, ist ein seit 1855 bekannter Werkstoff auf der Basis von Zellstoff. Es wurde 1859 erstmals von Thomas Taylor durch Tränken von Fasern mit Zinkchlorid industriell hergestellt.

Der Name entstand in Anlehnung an die Vulkanisation von Naturkautschuk zu Hartgummi, die der Produktion von Vulkanfiber oberflächlich betrachtet ähnelt. Im Unterschied dazu wird für die Vulkanfiber nicht Kautschuk, sondern Zellulose (früher auch Jutefasern) als Rohmaterial verwendet. Vulkanfiber gehört zusammen mit Ebonit, Celluloid und dem Casein-Kunststoff Galalith zu den ältesten Kunststoffen. Bakelit wurde erst 1909 erfunden.

Mit der seit Mitte der 1950er Jahre aufkommenden massenhaften Verbreitung von aus Mineralöl produzierten Kunststoffen ist die hauptsächlich aus Baumwolle produzierte Vulkanfiber aus den meisten ihrer früheren Anwendungsbereiche verdrängt worden.

Für die Produktion von Vulkanfiber werden nur Baumwollfasern verwendet, welche als Nebenprodukte, Abfall bzw. Ausschuss anderer Produktionsprozesse (Kleidung, Baumwollkern-Speiseöl) anfallen. Die Vulkanfiber eignet sich somit als Material für die nachhaltige Kreislaufwirtschaft.

Vulkanfiber ist ein harter, zäher, nicht splitternder, hornartiger Werkstoff, der durch Biegen, Tiefziehen, Prägen/Gaufrieren, Stanzen, Schneiden, Bohren, Fräsen, Schleifen, Hobeln und Kleben bearbeitet werden kann. Die Werkstoffdichte liegt bei 1,25 bis 1,50 g/cm³, die Wasseraufnahme ist maximal 50 % und der innere elektrische Widerstand beträgt ca. 200 Megaohm. Die maximale Verarbeitungstemperatur sollte 180 °C nicht überschreiten, der Werkstoff ist bis 110 °C dauerhaft temperaturbeständig, unter Öl bis 130 °C. Die Werkstoffoberfläche ist je nach Herstellungs- und Weiterverarbeitungsprozess glatt oder strukturiert und gegen Öle, Fette, organische Lösemittel und verdünnte Säuren und Laugen unempfindlich. In der Flamme brennt Vulkanfiber langsam und schwer mit gelber Flamme und einem Geruch nach angebranntem Papier.

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