Literalsinn
Der Literalsinn (lateinisch sensus litteralis von littera „Buchstabe“) bezeichnet den einfachen bzw. wörtlichen Sinn einer sprachlichen Äußerung. Der Terminus wird in jüngeren Verwendungen v. a. auf diejenige Weise bezogen, wie Wörter oder Wendungen normalerweise verwendet werden.
In der Antike und im Mittelalter wurden insbesondere bei religiösen Texten mehrere Sinnebenen unterschieden (vgl. Vierfacher Schriftsinn). Oft wurde bei erzählenden Texten der Literalsinn als „historischer Sinn“ (lat. sensus historicus) bezeichnet. Gemeint war damit die Wiedergabe des äußeren Geschehens, wie es – nach modernem Wissensverständnis – auch durch historische Methoden ermittelt werden kann. Viele mittelalterliche Autoren, beispielsweise Thomas von Aquin, gebrauchen aber den Begriff sensus litteralis bzw. sensus historicus in einem erweiterten Sinne.