Wallenstein (Roman, Döblin)
Wallenstein ist ein historischer Roman von Alfred Döblin, der zwischen 1916 und 1919 verfasst, schließlich 1920 im S. Fischer Verlag in Berlin erschien. Der dritte Roman des Autors umfasst nahezu den gesamten Dreißigjährigen Krieg, beginnend mit dem Sieg der Katholischen Liga über den „Winterkönig“ Friedrich V. von der Pfalz in der Schlacht am Weißen Berg, über der Ermordung des Generalissimus Wallenstein hinaus, endend mit einem fiktiven Tod des Kaisers Ferdinand II. Inhaltlich steht der seelische Entwicklungsprozess des Kaisers dem vielfältigen Kriegsgeschehen entgegen, das durch den Söldnerführer Ernst von Mansfeld, den katholischen Heerführer Tilly sowie Schwedenkönig Gustav Adolf militärisch vorangetrieben wird, jedoch in Wallenstein seine Verkörperung findet. Der Generalissimus nimmt als Erneuerer der Kriegsfinanzierung monströse Züge an, ohne die Grenzen des Finanz- und Kriegswesens überschreiten zu können und scheitert schließlich an einer politischen Intrige, während das Desinteresse und die Unfähigkeit, den Kriegsunternehmer als politisches Instrument für die Reichspolitik, die katholische Seite oder auch nur die habsburgische Hausmacht einzusetzen, Ferdinand in die völlige Resignation treiben lässt.
Eine historische Ganzheit, wonach die Vergangenheit in Gegenwart münde, wird in Wallenstein erzähltechnisch durch Heterotopien und Chronotopien, einem radikalen Perspektivismus, dem Nebeneinander von Tatsachen, Gerüchten, historischem Wissen, aktuellen Geschehnissen und Rückblenden in eine Totalität überführt, die einer Reduktionen des historischen Verlaufs auf kausale Ursachen zuwiderläuft. Metafiktionale und suprarationale Darstellungen lassen vereinzelt auch den Realismus fragwürdig erscheinen und zeigen die Fragmentalität des Historischen. Der Roman stellt eine Absage an der historistischen Geschichtsschreibung dar wie eine Vergegenwärtigung des Krieges als Ereignis, darüber weniger die Akteure verfügen, als der Krieg über sie.