Whataboutism

Whataboutism oder Whataboutismus (von englisch What about …? „Was ist mit …?“, und -ism-ismus“) ist eine rhetorische Figur, um einen Missstand durch den Verweis auf einen anderen zu relativieren.

Eine kritische Frage oder ein kritisches Argument wird beispielsweise nicht beantwortet oder erörtert, sondern mit einer kritischen Gegenfrage erwidert (Beispiel: A: „Langzeitarbeitslosigkeit bedeutet in Deutschland oft Armut.“ B: „Und was ist mit den Hungernden in Afrika und Asien?“). Als eine Unterart des Ad-hominem-Arguments wird auf ein Sachargument unsachlich mit einer Infragestellung der Person des Vortragenden reagiert.

Whataboutism wird unter logischem und argumentativem Gesichtspunkt als Fehlinterpretation des Tu-quoque-Musters eingeordnet (lat. ‚du auch‘, Bezeichnung für einen Gegenvorwurf), wonach das eigene unlautere Verhalten durch die Unlauterkeit des anderen gerechtfertigt werde.

Laut dem Lexikographen Ben Zimmer entstand der Begriff 1974 in Nordirland.

Der Begriff Whataboutism ist in den 1970er Jahren in den USA als sowjetkritischer Topos festzustellen und bezeichnete ursprünglich den als polemisch beurteilten Umgang der Sowjetunion mit westlicher Kritik. Nach der Definition des Oxford Living Dictionary ist Whataboutism „die Technik oder Praxis, auf eine Anschuldigung oder eine schwierige Frage mit einer Gegenfrage zu antworten oder ein anderes Thema aufzugreifen“. Der Begriff stammt nach Angaben des Wörterbuchs aus den 1990er Jahren und ist synonym zu dem Begriff whataboutery, der in den 1970er Jahren aufkam. Er wird auch in deutschsprachigen Artikeln verwendet.

Der Vorwurf an den Gesprächspartner, Whataboutism zu betreiben, kann auch selbst manipulativer Natur sein und der Diskreditierung dienen. Für den Ausgangspunkt des Gesprächs können von vornherein kritische talking points selektiv und zielgerichtet eingesetzt werden (vgl. Agenda Setting, Framing, Framing Effect, Priming, Cherry picking), die Abweichung von ihnen wird dann als Whataboutism gebrandmarkt.

Verwandte Manipulationstechniken im Sinne eines rhetorischen Ausweichmanövers sind der Themenwechsel und die Falsche Ausgewogenheit (bothsideism).

Whataboutism und der Vorwurf, diesen zu betreiben, sind beides Formen des strategischen Framings und haben einen Framing-Effekt.

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