William-Shakespeare-Urheberschaft

William-Shakespeare-Urheberschaft behandelt die seit dem 18. Jahrhundert geführte Debatte, ob die William Shakespeare (1564–1616) aus Stratford-upon-Avon zugeschriebenen Werke in Wirklichkeit von einem anderen Autor oder von mehreren Autoren geschrieben wurden.

Die Gruppe der Zweifler an William Shakespeares Urheberschaft, besser als „Nicht-Stratfordianer“ bezeichnet, führen an, dass es an konkreten Beweisen fehle, dass der „shareholder“ und Geschäftsmann aus Stratford, William Shakspere, auch für das literarische Werk verantwortlich zeichnet, das seinen Namen trägt. Es gebe allzu große Lücken in den historischen Aufzeichnungen seines Lebens und es sei kein einziger von ihm je geschriebener Brief erhalten geblieben oder bekannt geworden.

Ein anderer oft erwähnter Grund für den Urheberschafts-Zweifel ist die für die Urheberschaftszweifler in den Shakespeare-Werken erkennbare mächtige Allgemeinbildung, die der Autor gehabt haben muss, dokumentiert unter anderem durch den gewaltigen Wortschatz von circa 29.000 verschiedenen Wörtern, beinahe sechsmal so viel wie die in der King-James-Bibel, die mit 5.000 verschiedenen Wörtern auskommt. Es gebe keine Beweise für den Besuch wenigstens der Grammar School oder gar einer Universität. Shakespeare wäre demzufolge nur eine Art „Strohmann“ („frontman“) für den wahren Autor gewesen, der anonym bleiben wollte (oder musste).

Annähernd 200 Jahre war Francis Bacon der führende Alternativkandidat. Daneben wurden andere Kandidaten vorgeschlagen, darunter Christopher Marlowe, William Stanley, 6. Earl of Derby und Edward de Vere, 17. Earl of Oxford. Letzterer war im 20. Jahrhundert unter den Nicht-Stratfordianern wohl der populärste Kandidat als potentieller Autor von Shakespeares Werken.

In der Literaturwissenschaft spielt die Urheberschafts-Debatte indes praktisch keine Rolle. Stephen Greenblatt, einer der führenden Shakespeare-Experten, schrieb etwa 2005, dass es in dieser Frage einen „überwältigenden wissenschaftlichen Konsens“ gebe, der auf der „seriösen Bewertung harter Fakten“ basiere.

Obwohl von der Literaturwissenschaft alle Theorien für Alternativkandidaten stets verworfen wurden, war das Interesse an der Urheberschaftsdebatte bis heute unter Nichtphilologen, besonders aber Theater-Professionellen (und auch so unterschiedlichen Berühmtheiten wie Friedrich Nietzsche, Otto von Bismarck, Sigmund Freud und Charlie Chaplin) stetig vorhanden, ein Trend, der sich auch im 21. Jahrhundert fortsetzt.

Ein großer Teil der Wissenschaftler und interessierten Laien hält diese Frage allerdings für bedeutungslos. Ein Beispiel für Letzteres wäre Egon Friedell, der in seiner Kulturgeschichte der Neuzeit schreibt:

„Die geringe oder falsche Schätzung, die Shakespeare zu seinen Lebzeiten erfahren hat, ist manchen so paradox erschienen, daß sie sie auf das Auskunftsmittel verfielen, seine Existenz überhaupt zu leugnen. Das ist allerdings eine sonderbare Art den Widerspruch zu lösen. (…) Vielleicht hieß er nicht Shakespeare: was kümmert uns seine Adresse!“

Robert Neumann überliefert das schöne Forschungsergebnis eines britischen Literaturwissenschaftlers, demzufolge Shakespeares Stücke nicht von Shakespeare stammen, sondern von einem anderen Autor gleichen Namens.

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