Wissenschaftsorientierung

Unter Wissenschaftsorientierung wird in der Pädagogik das Prinzip verstanden, Lernprozesse an Inhalten und Verfahren der Wissenschaften auszurichten. Erziehung an den verschiedenen Wissenschaften zu orientieren, gehört in den Trend einer allgemeinen Verwissenschaftlichung des gesellschaftlichen Lebens und zu größerer Professionalisierung pädagogischer Inhalte und Arbeitsweisen.

Das Prinzip der Wissenschaftsorientierung ist keineswegs selbstverständlich, da sich Erziehung historisch eher an z. B. Traditionen, religiösen Wertsystemen und Alltagserfahrungen orientiert hat. Erst mit der immer tieferen Durchdringung des Alltags durch wissenschaftliche Disziplinen hat sich dieses Prinzip durchgesetzt. In Deutschland hat der Deutsche Bildungsrat in seinem 1970 veröffentlichten „Strukturplan für das Bildungswesen“ für alle Bildungsstufen die Wissenschaftsorientierung eingefordert. Dies zog in der Lehrerausbildung auch der Haupt- und Grundschullehrer eine größere Theorieorientierung nach sich. Inzwischen wird sie auch für die Erzieherausbildung eingefordert.

Skeptiker sehen in diesem Trend negativ eine „Wissenschaftsgläubigkeit“ von pseudoreligiösem Charakter. Zu ihnen gehören Wissenschaftstheoretiker wie Paul Feyerabend oder kritische Philosophen wie Jürgen Habermas, der im „Rationalitätskult“ teilweise bereits eine neue Ideologie sieht. Auch einige „Praktiker“ unter den Lehrern wehren sich gegen die Verwissenschaftlichung des Unterrichts häufig mit dem Argument, daraus zögen die betroffenen Schüler keinen Vorteil, insbesondere wenn es sich um sehr junge Lernende oder um Schüler handelt, die kein Studium anstreben. So wurden lange Diskussionen geführt, ob Pädagogik überhaupt eine Wissenschaft sei.

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