Königreich Bulgarien
Das Königreich Bulgarien, amtlich Zarentum Bulgarien (bulgarisch Царство България Zarstwo Bălgarija), bestand vom 5. Oktober 1908 bis zum 15. September 1946 auf dem Gebiet der heutigen Republik Bulgarien.
Zarentum Bulgarien | |||||
Царство България | |||||
Zarstwo Balgarija | |||||
1908–1946 | |||||
| |||||
Wahlspruch: Съединението прави силата (Saedinenieto prawi silata) („Einigkeit macht stark“) | |||||
Amtssprache | Bulgarisch | ||||
Hauptstadt | Sofia | ||||
Staats- und Regierungsform | Königreich, Konstitutionelle Monarchie ab 1934 Königsdiktatur | ||||
Verfassung | Verfassung von Tarnowo 1923 Verfassungssistierung | ||||
Staatsoberhaupt | Zar | ||||
Regierungschef | Ministerpräsident | ||||
Fläche | 95.223 (1908) km² 122.134 (1915) km² 110.912 (1946) km² | ||||
Einwohnerzahl | 4.215.000 (1908) 4.580.000 (1915) 7.029.349 (1946) | ||||
Bevölkerungsdichte | 44 (1908) Einwohner pro km² 37 (1915) Einwohner pro km² 63 (1946) Einwohner pro km² | ||||
Währung | Lew (1 Lew = 100 Stotinki) | ||||
Errichtung | 5. Oktober 1908 (formelle Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich und Annahme des Zarentitels durch Ferdinand I.) | ||||
Vorgängergebilde | Fürstentum Bulgarien | ||||
Endpunkt | 15. September 1946 (Gründung der Volksrepublik Bulgarien) | ||||
Abgelöst von | Volksrepublik Bulgarien | ||||
Nationalhymne | Шуми Марица (Schumi Maritza) Zarenhymne: Chimn na Zarstwo Bulgarija | ||||
Kfz-Kennzeichen | BG |
Nach der Befreiung 1878 wurde Bulgarien als „autonomes tributpflichtiges Fürstentum“ in den Berliner Vertrag aufgenommen. Obwohl die Verfassunggebende Versammlung die Vasallenabhängigkeit vom Osmanischen Reich nicht in die Verfassung von Tarnowo aufgenommen hatte, war sie nach den Gesetzen des Völkerrechts eine Tatsache. Gleichzeitig gelang es mehreren bulgarischen Regierungen mit diplomatischen und politischen Mitteln, die Bestimmungen des Berliner Vertrages über die Abhängigkeit von der Hohen Pforte zu umgehen.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahmen die Spannungen in der bulgarischen Nationalfrage zu. Ein Krieg zwischen Bulgarien und dem Osmanischen Reich schien immer wahrscheinlicher. Da das Völkerrecht einen Krieg zwischen einem Vasallen und einem Suzerän nicht zuließ, suchte Bulgarien nach einem Vorwand, um die De-jure-Abhängigkeit abzulehnen. Ein passender Anlass ergab sich im Herbst 1908, und schließlich erklärte Bulgarien am 22. Septemberjul. / 5. Oktober 1908greg. seine Unabhängigkeit – Ferdinand I. las in der alten Hauptstadt Tarnowo ein feierliches Manifest vor. Mit der anschließenden Änderung der Verfassung von Tarnowo wurde der Titel Ferdinands von Knjaz („Fürst“) in Zar und dementsprechend der offizielle Name des Staates – von Fürstentum Bulgarien in Zarentum Bulgarien geändert.
Das Ende des Zarentums Bulgarien kam nach der Besetzung des Landes durch sowjetische Truppen und der Machtübernahme der Vaterländischen Front am 9. September 1944 im Zuge des Zweiten Weltkrieges. Am 8. September 1946 fand ein Referendum (unter den Bedingungen der ausländischen Besatzung) statt, um die Regierungsform zu ändern. Nach offiziellen Ergebnissen haben sich 92,72 Prozent der Wähler für eine Volksrepublik entschieden, obwohl die damals geltende Verfassung von Tarnowo keine Änderung der Regierungsform vorsah. Bis heute besteht der Verdacht, dass dieses Referendum gefälscht wurde. In Übereinstimmung mit diesen Ergebnissen wurde am 15. September 1946 die Volksrepublik Bulgarien ausgerufen.