Zeilenstil

Der Ausdruck Zeilenstil bezeichnet in der Verslehre die regelmäßige Übereinstimmung des Versendes mit dem Ende eines Satzes, Satzgliedes oder Syntagmas. Beim strengen Zeilenstil muss jeder Vers einen vollständigen Satz bilden, beim freien Zeilenstil ist das nicht gefordert. Aus der Übereinstimmung von Satz bzw. Kolon und Vers ergibt sich beim Zeilenstil die Neigung zu Parataxe und relative kurzen Sätzen.

Der Gegensatz des Zeilenstils ist der Hakenstil, bei dem sich syntaktische Einheiten über mehrere Verse erstrecken bzw. das Versende innerhalb einer syntaktischen Einheit liegt, was als Enjambement bezeichnet wird.

Ursprünglich bezog sich der Begriff in der altdeutschen Verslehre auf die Übereinstimmung von Langzeile und Satz oder größerem syntaktischen Einschnitt, derart, dass Sinneinheiten meist sich nicht über das Langzeilenpaar hinaus erstrecken. Zeilenstil erscheint in einzelnen Abschnitten von Hildebrandlied und Muspilli.

In der neueren deutschen Dichtung gilt der Zeilenstil oder eine Annäherung daran als typisches Merkmal des Volkslieds bzw. des volksliedhaft-naiven Tons einiger Gedichte vor allem des 19. Jahrhunderts.

Ein strenger Zeilenstil erscheint in der modernen Dichtung bei Arno Holz (Phantasus) und bei den Dichtern des Expressionismus (Theodor Däubler, August Stramm, Georg Heym, Georg Trakl, Alfred Lichtenstein, Albert Ehrenstein, Johannes R. Becher, Kurt Heynicke) und konstituiert dort einen besonderen Ton, für den Clemens Heselhaus die Bezeichnung Zeilenkomposition prägte.

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