Zusammensetzung des Kapitals
Die Zusammensetzung des Kapitals ist ein von Karl Marx geprägter terminus technicus. Unter diesem Begriff versteht Marx, wie sich die Investition einer Kapital-Summe zusammensetzt und zwar nach
- dem Teil, der zum Kauf der Arbeitskraft der Lohnarbeiter verausgabt wird
- und dem Teil, der zum Kauf von Produktionsmitteln von anderen Kapitalisten dient.
Die Zusammensetzung des Kapitals ist für Marx wichtig, da seiner Meinung nach der Mehrwert als die Grundlage des Profits sich nur aus der Ausbeutung der Lohnarbeiter ergeben kann. Die Ursache sieht er in der Stellung der Lohnarbeiter in der Gesellschaft: Um ihr Leben zu fristen, müssen sie ihre Arbeitskraft verkaufen. Da die Arbeitskraft mehr Wert erzeugen kann als sie selbst Wert ist, leisten Lohnarbeiter während der "normalen" Arbeitszeit stets auch Mehrarbeit. Die Mehrarbeit erzeugt ein Mehrprodukt, das bewertet den Mehrwert darstellt, den die Kapitalisten als Besitzer aller Bestandteile des Produktionsprozesses – einschließlich des Produkts – aneignen. Dabei kommt es nach Marx zu einer Umverteilung des Mehrwerts unter den Kapitaleignern, so dass sich trotz unterschiedlichem Kapitaleinsatz tendenziell eine einheitliche Profitrate herausbildet.
Zwar tauschen Kapitalisten und Arbeiter ihre Waren grundsätzlich ebenfalls gleicher Wert gegen gleichen Wert aus. Der Arbeiter erhält den „Wert“ seiner Arbeitskraft, der eben dem entspricht, was er zur Aufrechterhaltung seiner Arbeitskraft benötigt. Außerdem werden die produzierten Waren dann ebenfalls zu ihrem Wert von den Kapitalisten verkauft. Da aber die Gesamtproduktion größer ist, als das, was den Arbeitern davon als Lohn zugestanden werden muss, hat im Produktionsprozess eine Wertvermehrung stattgefunden. Diese Differenz zwischen Wert der Arbeitskraft und Wert der Gesamtproduktion verbleibt als Mehrwert bei den Kapitalisten, welche die Gesamtproduktion zu ihrem Wert verkaufen.
Dagegen kann Kauf und Verkauf von Produktionsmitteln zwischen den Kapitalisten laut Marx nicht zu einer Bereicherung der Kapitalisten insgesamt führen, lediglich der eine mag sich auf Kosten des anderen bereichern. Im Durchschnitt tauschen aber die Kapitalisten untereinander nur gleiche Werte aus. Eine Maschine beispielsweise kann zwar Gebrauchswerte schaffen oder schaffen helfen, aber keinen Wert. Dies liegt daran, dass die Maschine und ihre Produkte bereits Eigentum eines Kapitalisten mit einem bestimmten Wert sind. Der Kapitalist kann für diesen Wert weder von einem anderen Kapitalisten einen höheren Wert eintauschen, noch wird er zum Vorteil des anderen Kapitalisten einen geringeren Wert dafür annehmen. (Was für Maschinen gilt, müsste auch für menschliche Sklaven im Besitz von Kapitalisten gelten, wie es historisch zeitweise vorkam. Marx stellt dies aber nicht ausdrücklich so dar.) Erklären lässt sich dies durch die Vorstellung, dass die verschiedenen Kapitalisten sich nicht durch andere Kapitalisten übervorteilen lassen werden, oder aber bald aus dem Markt ausscheiden müssten.
Vor diesem Hintergrund ist die Entwicklung der Zusammensetzung des Kapitals wichtig. Kommt es etwa zu einer anhaltenden Verschiebung der Zusammensetzung des Kapitals zu Lasten des Teils des Kapitals, der für den Kauf von Arbeitskraft verausgabt wird, dann muss dies die Grundlage von Mehrwert und Profit untergraben, weil eben nur aus Lohnarbeit Mehrwert zu gewinnen ist.
Bei der genaueren Untersuchung der Zusammensetzung des Kapitals und ihrer zeitlichen Entwicklung, stößt Marx auf einige Probleme, denen er begrifflich beizukommen versucht.