Völkerwanderung
Völkerwanderung nennt man einen bestimmten Abschnitt in der Geschichte. Er begann am Ende des Altertums etwa in den Jahren nach 370 nach Christus. Als diese Zeit etwa 200 Jahre später endete, begann bereits das Mittelalter. In der Zeit der Völkerwanderung drängten Menschen aus dem Norden und Osten Europas in das Römische Reich.
Es ist schwierig zu sagen, was genau die Völkerwanderung war und wann sie stattfand. Heute meint die Wissenschaft, dass damals wohl kaum ganze Völker gewandert sind. Es waren eher große Gruppen vor allem von Kriegern.
Bekannt geworden sind die Hunnen, die um das Jahr 375 in das Reich eindrangen und ganze Städte ausraubten. Wer die Hunnen waren und welche Sprache sie hatten, weiß man nicht. Wahrscheinlich kamen sie aus Asien. Andere Eindringlinge kamen aus Stämmen der Germanen.
Die Zeit der Völkerwanderung endete, als die Germanen neue Reiche bildeten. So entstand in Westeuropa schließlich das mächtige Fränkische Reich. Andere Reiche gingen allerdings auch bald wieder unter, wie das der germanischen Vandalen in Nordafrika.
Durch die Völkerwanderung veränderte sich vor allem der Westen des Römischen Reiches. Dort waren die neuen Herrscher oft Germanen. Sie hatten allerdings viel von der römischen Kultur übernommen und wurden auch Christen. Im Osten des Reiches gab es weiterhin das Byzantinische Reich.
Wie konnte es zur Völkerwanderung kommen?
Früher hatte man ein einfaches Bild von der Völkerwanderung. Demnach ging es den Germanen im Norden Europas schlecht. Außerdem tauchten aus Asien die Hunnen auf. Darum wanderten die Germanen in das Römische Reich ein, besiegten die Römer und gründeten eigene Reiche.
Tatsächlich waren es aber eher wenige Menschen, die auf Wanderschaft gingen, vielleicht nur zwanzigtausend oder dreißigtausend. Sie hätten eigentlich keine Chance gegen die römische Armee gehabt. Selbst wenn einige Gruppen eine große Stadt plündern konnten, hätte das immer noch nicht das ganze Reich in Gefahr gebracht.
Im Römischen Reich hatte es schon lange viel Streit gegeben. Wenn ein Kaiser starb, wollten mehrere Anführer der Armee der neue Kaiser werden. Darum kam es zum Bürgerkrieg, einem Krieg innerhalb des eigenen Reiches.
Schon lange lebten im Römischen Reich nicht nur Römer, die Latein oder Griechisch sprachen. Wenn Germanen an die Grenze kamen, gab man ihnen oft Land im Reich. Dort sollten sie siedeln und helfen, das Reich zu verteidigen.
Außerdem dienten immer mehr Soldaten in der Armee, die keine Römer waren. In einem Bürgerkrieg kämpften auch nichtrömische Armeeführer mit. In der westlichen Hälfte Roms gab es zum Beispiel bis zum Jahr 476 den Kaiser Romulus Augustulus. Damals setzte Odoaker ihn ab und machte sich selbst zum König von Italien. Odoaker hatte germanische Eltern, war aber römischer Soldat.
Größere Gruppen von „Barbaren“, also Nichtrömern und Nichtgriechen, waren schon Jahrhunderte früher in das Römische Reich eingedrungen. Es war öfter vorgekommen, dass das Reich geteilt wurde oder ein Mitkaiser oder Unterkaiser einen Teil regierte. Darum sind die Wissenschaftler sich heute nicht immer einig, was die eigentliche „Völkerwanderung“ gewesen ist.
- Ein besonderer Schild aus dem 5. Jahrhundert
- Ein Armreif der Hunnen
- Ein Bild aus dem Mittelalter: So stellte man sich vor, wie die Westgoten Rom plünderten.
Zu „Völkerwanderung“ gibt es auch einen Artikel für Lese-Anfänger auf MiniKlexikon.de und weitere Such-Ergebnisse von Blinde Kuh und Frag Finn.