Diverses:Mörderische Gedanken und Selbstjustiz

Zuerst einmal möchte ich erzählen, wer ich überhaupt bin. Ich bin jetzt mittlerweile 31 und arbeite in einer großen Anwaltskanzlei, ich wohne in einer Dreizimmerwohnung mit meiner Frau und meinem vierjährigen Sohn. Seit einiger Zeit kommen mir immer mal wieder komische Gedanken, die ich auf diesem Wege mit euch teilen möchte.

Es fing alles im Februar an einem Sonntag an. Über Nacht hatte es viel geschneit und so musste ich meine Auffahrt mit dem Schneeschieber räumen. Da kam unser Nachbar, der Herr Meier, vorbei und fragte, warum ich denn so früh schon meine Auffahrt räume. Ich sagte ihm freundlich, dass manche Menschen eben noch nicht in Rente sind und stellte mir dabei vor, wie ich ihm die Schneeschaufel in seinen Kopf ramme. Der Schnee wäre danach blutrot gewesen und ich würde ins Gefängnis gehen, aber ist es das nicht wert, um diesen alten Sack mal auf die Fresse zu schlagen? Nein, denke ich mir, der ist es echt nicht wert. Also räumte ich weiter meine Auffahrt. Ich kratzte das Eis von meinem Ford Mondeo und fuhr los zur Arbeit. Ich schlich ungefähr mit 30km/h über die Landstraße, da diese noch nicht geräumt war. Als ich an der Anwaltskanzlei ankam und gerade in die Parkgarage fahren woll, sprang Frank, der Parkwächter, aufgeregt vor mein Auto. Er meinte, ich sollte doch lieber vor dem Gebäude parken, da die Parkgarage für die Teilnehmer des Geschäftsmeetings reserviert ist, das an diesem Tag stattfand. Ach, vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich in der Anwaltskanzlei nicht Anwalt, sondern Hausmeister bin. Ich überlegte, ob ich den Frank einfach überfahren und durch die Schranke rauschen sollte, um in der Garage zu parken, entschied mich dann aber dagegen, weil ich dann die Schweinerei aufwischen und die Schranke reparieren müsste, worauf ich echt keinen Bock hatte. Also Glück gehabt, Frank. Ich parktte drei Straßen weiter auf einem freien Behindertenparkplatz und marschierte durch den hohen Schnee in Richtung Eingangstür.

Die Dame am Empfang rief mir zu, dass die Deckenlampen im dritten Stock repariert werden müssen. „Na super“, dachte ich mir. Ich ging zum Aufzug um in den dritten Stock zu fahren, als unser Securitymitarbeiter Karl, der seine Freizeit wahrscheinlich bei McDonalds, Burger King und im Park bei Entenfütterungen verbringt, nicht etwa um sie zu füttern sondern um das Brot, dass ihnen zugeworfen wird selbst zu essen... Ja, er ist fett. Unglaublich fett. Ich frage mich wie seine Beine es aushalten den ganzen Tag herumzulaufen. Na ja, egal. Auf jeden Fall versuchte er mir gerade zu erklären, dass der Fahrstuhl für Teilnehmer des Geschäftsmeetings reserviert ist. Diesen Satz hatte ich doch schon mal gehört. Hatten Karl und Frank sich etwa verschworen um mich zu ärgern? „Ach was, dann nehme ich halt die Treppe. Oder ich nehme dem fetten Karl seine Knarre weg und puste im das Gehirn weg.“, dachte ich. Schade nur, das ich es hätte aufwischen müssen, also doch die Treppe. Ich kam im dritten Stock an; auf dem Weg dorthin hätte ich beinahe eine Sekretärin die Treppe runtergeschubst, nur weil sie mich gegrüßt hatte. „Heute ist echt was mit mir los ständig denke ich darüber nach Leute umzubringen oder ihnen zumindest starke Schmerzen zu bereiten.“ war mein Gedanke. Ich hoffte, dass sich das zeitnah wieder legen würde.

Im dritten Stock angekommen war es dunkel, ich betätige den Lichtschalter, aber wie ich es mir dachte, passierte nichts. Musste wohl an der Hauptsicherung liegen, aber die ist im Keller und der Aufzug für mich gesperrt. Scheiß drauf. Hier im dritten Stock ist kein Karl, also auf zum Aufzug. Ein freundliches Schild wies mich darauf hin, dass der Aufzug heute für Besucher des Geschäftsmeetings reserviert war. Ich betätigte den Knopf und der Aufzug kam angerauscht. Als ich im Keller ankam und ausstieg ging ich hinüber zum Sicherungskasten und tatsächlich: Die Sicherung für den dritten Stock, in dem das wichtige Geschäftsmeeting stattfand, war herausgenommen worden, aber von wem? Ich holte eine neue Sicherung und steckte sie ein. Ich fuhr mit dem Fahrstuhl zurück in die Lobby und gerade als sich die Tür öffnete, fiel mir ein, dass dort ja Karl rumlungerte. Die Tür öffnete sich, ich sprintete raus, rannte aber volle Kanne gegen Karl federte in den Bauch und flog erstmal drei Meter rückwärts zurück in den Fahrstuhl. Da kam Karl mit dem Elektroschocker – ich drückte wahllos irgendeinen Knopf und der Fahrstuhl schloss sich und fuhr los. Ich dachte mir, dass ich diesem Karl wohl heute besser nicht noch mal begegnen werde. Der Fahrstuhl hatte mich zurück in den dritten Stock gebracht. Ich setzte mich in den Konferenzsaal und ruhte mich ein bisschen aus.

Fünf Stunden später – ich träume gerade davon wie ich mit einer Armee brennender Zombieeinhörner die Welt erobere – weckt mich der Chef der Anwaltskanzlei und sagt, dass hier jetzt das Meeting stattfinde und ich sofort verschwinden solle. Ich könnte ihm den Kopf abreißen, so wütend bin ich darüber, dass er mich aus dem Schlaf gerissen hat. Da kommen schon die anderen Anwälte und setzten sich auf die Drehstühle. Wie witzig es gewesen wäre sie an den Stühlen festzubinden und die Stühle so lange zu drehen, bis die hochbezahlten Anzugträger sich die Seele aus dem Leib kotzen. Ich verlasse das Konferenzzimmer und fahre mit dem Fahrstuhl ins Erdgeschoss. Die Tür öffnet sich und ich sehe Karl. Er schaut mich an und fragt, warum ich den ganzen Tag den Fahrstuhl benutze, obwohl der für Teilnehmer des Meetings reserviert ist und zieht dabei schon wieder den Schocker. Ich sage ganz ruhig: „Ich helfe ja beim Geschäftsmeeting und darf somit Aufzug fahren.“ Er fragt was ich denn helfen würde und ich sage ihm, dass ich die Gemütlichkeit der Drehstühle überprüft habe und dass die Anwälte ohne mich im Dunkeln gesessen hätten.

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