Informatikerkonjunktiv

Der Informatiker an sich spricht selten viel und oft meist gar nicht, aber wenn er spricht, dann vornehmlich im Informatikerkonjunktiv. Es handelt sich hierbei um einen eigentümlichen grammatischen Schwebezustand zwischen gesundem Realismus, leidgeprüftem Misstrauen und tief verwurzelter Verzweiflung. Er wird sowohl im Umgang mit Kollegen als auch mit Kunden verwendet und kann als verbales Backupsystem verstanden werden, das vor übereilten Zusagen schützt.

Syntax

Der Informatikerkonjunktiv existiert in drei Formen, deren Bedeutung sich erheblich unterscheiden kann. Gebildet wird er, indem einem hoffnungsfrohen Ausgangssatz (Input) solange Einschränkungen, Dämpfungen und Distanzierungen beigemengt werden, bis ein hinreichend deprimierter (oder wahlweise deprimierender) Ergebnissatz (Output) formuliert wurde, dessen verbindlicher Inhalt nach Möglichkeit gegen Null geht, ohne dass die Aussage belanglos wirkt.

Beispiele

  • Ausgangssatz: „Das mache ich jetzt.

Fatal Error! Chef oder Kollegen könnten diese Aussage völlig falsch verstehen und anschließend annehmen, dass tatsächlich etwas getan wird, oder schlimmer noch, sogar Ergebnisse erwarten. Es versteht sich daher fast von selbst, dass dieser Satz stets im Konjunktiv formuliert werden muss:

  • Konjunktiv I: „Das sollte gemacht werden.

Derart umformuliert ist der Satz bereits deutlich besser, kann aber immer noch als Absichtserklärung missverstanden werden. Der Duden empfiehlt daher, weitere Einschränkungen einzufügen:

  • Konjunktiv II: „Das sollte eigentlich mal irgendwann jemand machen.

Optional kann noch die geläufige Wendung „nach und nach“ eingefügt werden, um lästigen Termindruck schon im Keim zu ersticken.

Besondere Vorsicht ist bei Prognosen geboten, wie das folgende Beispiel illustriert:

  • Ausgangssatz: „Gleich funktioniert es.

So würde ein Informatiker nicht reden, denn er gehört zu den Wenigen, die vom Computer (wenigstens vom Compiler) verstanden werden, und dieser lässt sich eine solche Herausforderung natürlich nicht ohne größtmögliche Gegenangriffe in Form von Abstürzen bis hin zum Hardwaretotalschaden gefallen. Daher formuliert der Informatiker den Satz im Informatikerkonjunktiv:

  • Konjunktiv I: „Das sollte funktionieren.

Diese Formulierung ist gleich viel versöhnlicher. Der Computer wird auch hier mit unerwarteten Komplikationen reagieren, aber er spürt, dass er respektiert wird, und verzichtet womöglich sogar auf die Beschädigung wichtiger Systemdateien. Einige Minuten später hört man üblicherweise denselben Satz, nun aber im Konjunktiv II:

  • Normalerweise hätte das jetzt funktionieren sollen.

Anschließend wird nun entweder festgestellt, dass „sich irgendwann jemand darum kümmern müsste“ (Steigerung: könnte), oder es folgen mehrere Stunden angestrengten Schweigens, allenfalls unterbrochen von hier nicht weiter relevanten Exklamativsätzen („Das gibt's doch nicht!“, „Ich krieg die Krise!“, „Ja! Ja! Ja! ... nein, doch nicht!“), und schließlich dann der finale Konjunktiv III als Ausdruck vollkommener Ratlosigkeit und Resignation:

  • Seltsam, das hätte eigentlich überhaupt nie funktionieren dürfen. Wenn sich da nur mal eher jemand drum gekümmert hätte!
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