Lichtesser

Geboren aus der Überzeugung, der Mensch besäße keinerlei Recht, irgendein Lebewesen überhaupt nur schief anzusehen, entstanden die ersten Lichtesser, deren Philosophie praktisch nicht nachvollziehbar ist, dennoch hier erläutert wird, so gut es geht.

Die fünf Elemente als Ursprung

Einst entschied ein Frutarier, der sich der infinitesimalen Bedeutung der vollkommenen Unversehrtheit seiner Umwelt vollkommen bewusst geworden ist, fortan auf den Verzehr jeglicher Nahrung auf Pflanzen-, Tier- oder Pilzbasis – kurz alle organischen Produkte – zu verzichten. Was da noch übrigbleibt, sind die vor ein paar Jahrhunderten als Ursprung aller Substanzen geglaubten vier bzw. fünf Elemente Feuer, Wasser, Erde, Luft und Licht. Licht stellt hierbei nur eine „Notlösung“ dar, da es in den Überlieferungen aus den mittelalterlichen Naturwissenschaften nicht als Element erwähnt wird.

Jedenfalls war der Gedanke, dass man von diesen vier Elementen allein leben können müsse, doch bei dieser Überlegung stießen die Probanden auf verschiedene Probleme: Der Verzehr von Feuer ist sowohl biologisch als auch technisch nicht möglich. Außerdem kann der menschliche Körper Wärmeenergie nicht in die von ihm benötigten Nährstoffe, sondern höchstens in Schmerzen umwandeln. Damit fällt das Feuer schon mal weg.

  • Die Ernährung von Wasser ist prinzipiell möglich, jedoch nicht sehr lange, da es sich dabei um völlig keimfreies Wasser handeln muss, denn Keime sind auch Lebewesen. Solches Wasser ist leider sehr schwer zu bekommen und bietet dem Körper bestenfalls ausreichend Calcium, Natrium und andere Metalle. Das allein reicht aber nicht.
  • Der Verzehr von regulärer Erde ist keine Option, da solche mit ganzen Bakterienimperien durchsetzt ist, welche alle ein Recht auf Leben und Freiheit haben. „Erde“ kann sich aber auch auf Sand bzw. Quarz beziehen. Nur leider würde zu viel Quarz im Verdauungssystem zu Verstopfung, Verkrustung und schließlich zu einer Darmblockade führen, an der man zwangsläufig stirbt.
  • Die Aufnahme von Luft als Nahrungsmittel ist technisch zwar möglich, jedoch würde Luft in der Speiseröhre lediglich zu Schluckauf führen, sonst gar nichts. Es scheint fast so, als wehre sich der Körper gegen diese Arten von Ernährung, aber das wäre ja absurd. Schließlich haben die Menschen vor Millionen Jahren ja auch nur von Luft und Liebe gelebt oder? Nein, da gab es noch etwas anderes – und zwar das Licht. Jeder von uns nimmt es unbewusst auf, doch keiner kommt darauf, dass wir unsere gesamte Energie allein daraus schöpfen könnten.

Kosmische Liebe

Ein waschechter Lichtesser schreckt vor keinem wahnwitzigen Postulat zurück um bekannt zu werden. So behauptete tatsächlich einer, sich seit sieben(!) Jahren ausschließlich von Licht und Wasser zu ernähren, was er zweifelsohne geschafft hat. Was er nicht geschafft hat: Seine dreiste Behauptung durch Beweise zu stützen. Doch bevor man sich dem Widerlegen dieser widmet, sollte seine Philosophie zunächst etwas näher betrachtet werden:

Der Lichtesser glaubt, dass der Verzehr von Licht nicht nur möglich ist, sondern auch noch allein das Leben aufrecht erhalten kann, vorausgesetzt, man glaubt fest daran, dass Licht „kosmischer Liebe“ entspricht. Diese könne „alle materialistische Verkrustungen aufbrechen“, also praktisch jedes Material durchdringen (fragt sich, warum es dann ausgerechnet an seinem Körper hängen bleiben sollte). Zusätzlich lebe er von seiner eigenen spirituellen Energie, diese tut jedoch nichts anderes als ihn unaufhörlich mit paradoxem Gedankengut zu versorgen.

Lichtfraß und Schattenkot

Es gibt mehrere Gründe, warum die Ernährung von Licht unmöglich ist:

  1. Licht enthält keinerlei Kalorien oder Nährstoffe, die für den menschlichen Körper verwendbar wären.
  2. Aus der Quantenphysik wissen wir, dass Licht aus lauter Kleinstteilchen, sogenannten Quanten besteht. Ein solches Lichtquant hat keine Masse und somit auch nichts, was man verdauen könnte.
  3. Hätten Lichtquanten eine Masse, würden sie aufgrund ihrer wahnsinnig hohen Geschwindigkeit beim Aufprall auf die Gaumenwand diese durchschlagen, anstatt die Speiseröhre hinunter zu rutschen.
  4. Selbst wenn man Licht verdauen würde, könnte der Körper nichts davon verwenden, also würde es unverarbeitet bleiben. Es existieren Thesen, dass es als gebündelter Lichtstrahl, in Form von Schatten oder als schwarze Löcher ausgeschieden würden. Sie wurden alle widerlegt.

Alles deutet darauf hin, dass Lichtesser an Unterernährung sterben müssten. Das tun sie aber nicht und dafür gibt es zwei Begründungsmöglichkeiten: Die erste, unwahrscheinliche ist, dass sie lügen, wenn sie behaupten, sich ausschließlich von Licht zu ernähren. Die wahrscheinlichere ist, dass sie das Licht am Ende des Tunnels einfach verzehren, sodass sie nicht mehr hineingehen können und in die Welt der Sterblichen zurückgeschickt werden. Damit sind Lichtesser nicht nur wahr, sondern auch unsterblich.

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