Imbiss-Deutsch
Imbissdeutsch meint die richtige und EINZIGE sprachliche Verständigungsmöglichkeit an Bundesdeutschen fahrbaren Pommestempeln und Schnitzelschleudern.
Was ist zu beachten?
Bei der Benutzung des Imbissdeutsch sind einige grundlegende Regeln zu beachten, die bisweilen Ähnlichkeiten mit anderen Sprachperversionen haben wie z.B. dem Assi-Deutsch oder dem Gangster-Deutsch.
Zum einen besteht z.B. die Möglichkeit, die den Substantiven vorausgehenden Artikel einfach wegzulassen. Außerdem sind auch Abkürzungen beliebt, die natürlich jeder gewissenhaft geführten Pommesbude ein Begriff sind. Eine Kombination dieser beiden Merkmale könnte sich dann wie folgt äußern:
„Mach mich ma lecker Schnipopi und ne Frika für meine Lutsche hier!“
Die Abkürzung Schnipopi steht hier für die bei der im Kohlebergbau arbeitenden Klientel im Ruhrgebiet beliebte Kombination von Schnitzel, Pommes und Pils. Weiterhin ist zu beachten, dass zu lange Wörter auf maximal zwei Silben gekürzt werden müssen, aus Frikadelle wird also kurzerhand Frika. Somit ist eine angemessene Produktivität sowohl bei der Abgabe als auch bei der Annahme einer Bestellung gewährleistet. Der Sinn der Bezeichnung „Lutsche“, was offensichtlich Freundin oder Ehefrau bedeutet, ergibt sich nicht aus den imbissdeutschen sprachlichen Gegebenheiten, sondern aus der soziokulturellen Herkunft der Imbissbuden-Zielgruppe.
Weitere Vereinfachungen
Neben dem Weglassen der Artikel gibt es eine zweite sprachliche Variante, die von Grammatikal-Fetischisten oftmals als inkorrekt tituliert wird, was aber schlichtweg falsch ist. Die Artikel „Der“, „Die“, oder „Das“ erschweren die zügige Kommunikation, da der gemeine Pommesbudenbesucher weder die Zeit noch die intellektuelle Kapazität hat, sich mit solchen sprachlichen Tücken auseinanderzusetzen. Kurzerhand wird der Universal-Artikel „Den“ sozusagen als Joker eingesetzt. Es heißt also nicht:
„Tu mich auf die Pommes noch was Ketchup!“ oder „Mach mich auf das Schnitzel noch 'n paar Zwiebel!“
sondern richtigerweise:
„Tu mich auf den Pommes noch was Ketchup!“ oder „Mach mich auf den Schnitzel noch 'n paar Zwiebel!“
Außerdem wichtig: Sagen Sie niemals, was Sie gerne hätten, sondern zu was Sie gemacht werden wollen („Mach mich ma ...“) oder - wie im folgenden Beispiel - was Sie SIND. D.h., Sie werden niemals von einem Würstchenschubser gefragt:
„Hatten Sie den Schnitzel?“
Vielmehr wird die Frage lauten:
„Warst du den Schnitzel?“
Die passende Antwort kann also nur lauten:
„Ja, ich bin den Schnitzel!“ oder „Nein, ich bin den Bratwurst und er ist den Pommes!“
Dies sind IMMER – in Worten IMMER – die einzigen Antwortmöglichkeiten, denn eine gute Imbissbude erreicht Ihre Qualitätsmaßstäbe nicht durch ein reichhaltiges Angebot vieler verschiedener kulinarischer Köstlichkeiten wie Hähnchen oder Cheeseburger. Die gewissenhaft geführte Pommesschleuder bietet Bratwurst für den rustikalen Grubenarbeiter auf der einen Seite und Schnitzel für den Feinschmecker auf der anderen. Als Beilage fungiert bei der normalen Imbissbude lediglich die Pommes – Entschuldigung: „DEN Pommes!“ – bei Gourmet-Buden evtl. noch Salz auf Selbige. Manchmal auch seltsame Schmierstoffe, Ketchup oder Mayonnaise, in Fachkreisen auch als "Pommes Schranke" bezeichnet.
Die letzte Regel
Der letzte wichtige Schritt bei der Beachtung der Fressbudenregeln resultiert ebenfalls aus einer Vereinfachung der deutschen Sprache: es gibt KEINE Mehrzahl!
Beispiel:
„Zwei Bratwurst, bitte!“
wobei das abschließende „bitte“ keine Notwendigkeit besitzt und daher – und damit wären wir wieder bei der oben angesprochenen Produktivität – meist einfach weggelassen wird.
Geübte Imbissbudenkunden wissen diese Art der Mehrzahlvermeidung sogar noch auf die Spitze zu treiben, z.B. mit dem Satz:
„EINMAL zwei halbe Hahn!“
Dabei fällt auf, dass diese virtuose Sprachgewandtheit durch eine Verlängerung der Bestellung mit dem Wort „Einmal“ bitter erkauft werden muss und im krassen Gegensatz zur präferierten Kurzsprache steht. Wahrscheinlich wollen die erfahrenen Pommesliebhaber auf diesem Wege ihre Überlegenheit gegenüber Gelegenheitskunden zur Schau stellen. Des weiteren: Es geht auch ohne Hauptwort. Bei bereits qualitativ und quantitativ definierter Bestellung darf das Substantiv entfallen, ohne dass ein semantisches Vakuum entsteht.
Beispiel:
„Hier kam noch zweimal ohne!“
Siehe auch:
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